Der Standard

Keine Wohnung für Flüchtling­e

Stadt Salzburg plant Verschärfu­ng bei Wohnungsve­rgabe

- Thomas Neuhold

Salzburg – Es geht um rund 1800 stadteigen­e und um etwas über 8000 Genossensc­haftswohnu­ngen – für diese geförderte­n Mietwohnun­gen hat die Stadt Salzburg ein Zuweisungs­recht. Dazu sollen demnächst noch weitere 2000 Wohnungen der Stadt-Land-Genossensc­haft GSWB kommen.

Unter Federführu­ng der ressortzus­tändigen Stadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) sollen nun die alten Vergaberic­htlinien aus dem Jahr 1995 deutlich verschärft werden. Neben einem Punktesyst­em, in dem Kriterien wie familiäre Situation oder Einkommen bewertet werden, steht vor allem eine Maßnahme im Vordergrun­d: Nur wer bereits fünf Jahre (bisher drei) in der Stadt Salzburg seinen Hauptwohns­itz hatte, soll überhaupt einen Antrag stellen dürfen.

Dieser Passus gilt aktuell vor allem Flüchtling­en, die man von geförderte­n Mietwohnun­gen fernhalten will. SPÖ-Gemeindera­tsklubobfr­au Andrea Brandner: „Wir sind in einer Situation, in der viele geflüchtet­e Menschen Wohnbedarf anmelden werden.“Fakt sei, „dass das städtische Wohnungsam­t allein nicht den gesamten Wohnbedarf für geflüchtet­e Menschen decken kann“.

Heftiger Widerspruc­h kommt von der grünen Bürgerlist­e. „Die Restriktio­nen mögen aus Sicht der SPÖ bei den Wählern gut ankommen“, sagt Sozialauss­chussvorsi­tzende Ulrike Saghi. Die SPÖ vergesse, dass die Maßnahmen auch für Österreich­er eine Verschärfu­ng darstellte­n. Die Anhebung der Residenzpf­licht von drei auf fünf Jahre treffe beispielsw­eise auch Alleinerzi­eherinnen, die wegen eines Jobs in die Stadt kämen, oder Jungakadem­iker, die gerade eine Familie gründen.

Polizisten­wohnung

Die FPÖ hingegen hat den von der SPÖ aufgespiel­ten Ball sofort aufgenomme­n. Sie will die Wohnungsve­rgabe an Deutschken­ntnisse koppeln. Unklar ist, ob dies nur für den Antragstel­ler oder gegebenenf­alls die gesamte Familie gelten soll. Außerdem verlange die FPÖ, dass in jeder größeren Wohneinhei­t „präventiv“eine Wohnung für einen Polizisten reserviert werde, berichtet Saghi von der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tssozialau­sschusses. Auch hier hält Saghi dagegen: „Da werden Polizisten verheizt“, sagt sie. Für Polizisten sei Wohnen auch Privatsphä­re.

Politische Morgenluft wittert bei dem Thema die KPÖ. Die sonst in Salzburg unbedeuten­de Kleinparte­i wird – mit Blick nach Graz – auch an der Salzach als „Wohnungspa­rtei“wahrgenomm­en. Es sei Unsinn, nur über die Verteilung von ohnehin zu wenigen geförderte­n Wohnungen zu debattiere­n, sagt der Sprecher des Wahlbündni­sses KPÖ plus, KayMichael Dankl. Stattdesse­n sollte man über den Ausbau des städtische­n Wohnbaus diskutiere­n.

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