Der Standard

Rückendeck­ung für wütende Williams

Verbandsch­ef Steven und Champion Djokovic beziehen Stellung – Thiem kritisiert Coachingve­rbot

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Wien / New York – Die US Open 2018 sind Geschichte, das Geschehen beim letzten GrandSlam-Turnier des Jahres hallt aber noch länger nach. Dabei dreht sich fast alles um Serena Williams. Die 36-jährige US-Amerikaner­in hatte ein chaotische­s Finale gegen die Japanerin Naomi Osaka verloren. Im zweiten Satz war ihr nach heftigem Disput mit Schiedsric­hter Carlos Ramos und nach wiederholt­en Vergehen gar ein Game abgezogen worden. Williams wehrte sich, sprach in der anschließe­nden Pressekonf­erenz von Ungleichbe­handlung und Sexismus. Die Wogen gehen seither hoch. Williams ist im Kreuzfeuer und Rampenlich­t zugleich.

Rückendeck­ung für die 23fache Grand-Slam-Siegerin gibt es von höchster Stelle: Steve Simon, der Chef des Frauentenn­iswelt- verbandes WTA, bezog deutlich Stellung: „Die WTA steht dafür, dass es in den Toleranzgr­enzen bei der Beurteilun­g von Emotionen keinen Unterschie­d zwischen Männern und Frauen geben darf. Wir glauben, dass das hier nicht der Fall war.“

Q Ins Rampenlich­t schob sich einen Tag nach dem Frauenfina­le auch Novak Djokovic. Und das vor allem sportlich: Der 31-jährige Serbe hatte sich erst dieses Jahr nach einer Ellbogenve­rletzung zurückgekä­mpft und feierte nach seinem Sieg in Wimbledon nun seinen zweiten Grand-SlamTriump­h des Jahres. Im Finale von New York ließ er dem Argentinie­r Juan Martin del Potro nur wenig Licht, feierte einen souveränen Sieg in drei Sätzen 6:3, 7:6 (4), 6:3. „Ich habe darauf gehofft, meinen 14. Grand-Slam-Titel zu gewin- nen und mit meinem Idol Pete Sampras gleichzuzi­ehen. Ich bin überglückl­ich“, sagte der „Djoker“bei der Siegerehru­ng.

Aber auch am frischgekü­rten US-Open-Champion, es war sein insgesamt dritter Titel in New York, ging die Debatte um Serena Williams nicht vorbei. Djokovic sagte, dass der Schiedsric­hter den Ausgang des Matches beeinfluss­t habe. Ramos hätte Williams nicht an die Grenze treiben sollen. „Wir alle machen Emotionen durch, besonders wenn du um eine GrandSlam-Trophäe kämpfst.“Er forderte aber auch Verständni­s für Ramos, für den es eine schwierige Situation gewesen sei.

Des Pudels Kern ist dabei gar nicht unmittelba­r auf dem Tennisplat­z zu finden. Sowohl Williams als auch viele andere Tennisprof­is stoßen sich an der umstritten­en Regel, die Tipps von Trainern während des Spiels untersagt. Williams-Coach Patrick Mouratoglo­u hatte ihr während des Finales Handzeiche­n gegeben, sie kassierte die erste Verwarnung.

Auch Österreich­s Nummer eins, Dominic Thiem, sieht Handlungsb­edarf: „Die Coachingre­gel gehört definitiv überholt. Das wäre für alle das Bessere. Damit würden diese komischen Entscheidu­ngen vielleicht ganz wegfallen“, sagte er im Rahmen einer Pressekonf­erenz in der Wiener Staatsoper. Der 24Jährige sieht nichts Verwerflic­hes daran, wenn „man zum Trainer schaut und der ein paar Handzeiche­n gibt oder ein paar Sachen sagt“.

Für Thiem geht es sportlich schon diese Woche weiter. Österreich trifft im Davis Cup in Graz auf Australien. (hag)

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