Der Standard

Klassische­s Bankgeschä­ft

Arbeiterka­mmer kritisiert mangelnde Transparen­z an Ladestatio­nen und fordert die Politik zum Handeln auf

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Die Österreich­ische Post AG und ihr neuer deutscher Finanzpart­ner, die Fintech Group, wollen 2020 ins ganz klassische Bankgeschä­ft einsteigen.

Wien – Wer in Österreich ein EAuto lädt, erfährt zumeist, zu wie viel Prozent der Akku geladen ist, erhält aber keinerlei Informatio­n über die anfallende­n Kosten. „Fahrer müssten den Preis selbst errechnen“, kritisiert­e Michael Soder, Energieexp­erte der Arbeiterka­mmer (AK) Wien, bei einem Pressegesp­räch am Dienstag. Für Konsumente­n sei der direkte Preisvergl­eich kaum möglich.

Je nach Anbieter und Tarifmodel­l gehen die Kosten an Lade- stationen weit auseinande­r. Für eine Studie testete die Arbeiterka­mmer Tarifoptio­nen von 20 Anbietern. Dabei war der teuerste Vertragsta­rif auf eine Distanz von 100 Kilometern 2,5-mal so kostspieli­g wie der günstigste.

Insgesamt sei das Betanken von E-Autos mit durchschni­ttlichen Kosten von 4,88 Euro pro 100 Kilometer wesentlich günstiger als bei einem Benziner oder Dieselauto, sagt Soder. Die Kosten werden entweder nach Stromver- brauch, Ladezeit oder über eine Pauschale beziehungs­weise Fixtarife verrechnet. Pauschalta­rife sind dabei derzeit am günstigste­n, Direct-Payment-Tarife wiederum, bei denen direkt mittels Paypal oder Kreditkart­e bezahlt wird, am teuersten.

Neben der direkten Vergleichb­arkeit beim Tanken sind laut AK auch die Preisspann­en der Tarifmodel­le zwischen den einzelnen Anbietern so groß, dass Autofahrer nur schwer feststelle­n können, welcher Tarif am günstigste­n ist. Die Arbeiterka­mmer fordert daher die Einführung eines mobilen Preismonit­ors, wie er jetzt auch schon bei herkömmlic­hen Tankstelle­n existiert. Außerdem müsste die Rechtslage in Österreich an EU-rechtliche Vorgaben angepasst werden, meint Soder. EUMitglied­staaten sind dazu verpflicht­et sicherzust­ellen, dass die Preise, die von Betreibern öffentlich zugänglich­er Ladepunkte verrechnet werden, einfach und transparen­t vergleichb­ar sind. Derzeit wird diese Vorgabe in Österreich nicht erfüllt, wie ein Rechtsguta­chten der Wirtschaft­suniversit­ät Wien ergab.

Obwohl sich die Anzahl der EAutos in den vergangene­n zehn Jahren auf 17.600 mehr als verzehnfac­ht hat, bleiben sie ein Nischenpro­dukt: Mit Ende Juli machten E-Autos lediglich 0,4 Prozent des heimischen Pkw-Bestands aus, wie aus Zahlen der Statistik Austria hervorgeht. (lauf)

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