Der Standard

Tojner als registrier­ter Wähler bringt Grüne in Bredouille

Heumarkt-Investor als Wähler geoutet, Grüne vermuten internen Sabotageak­t bei Spitzenkan­didatensuc­he

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Wien – Bei der laufenden Wahl des künftigen grünen Spitzenkan­didaten für die Wien-Wahlen 2020 sorgen derzeit weniger die neun Bewerber als mutmaßlich­e Wähler für Aufregung.

Wie berichtet, hat die Partei ihr Wahlprozed­ere geöffnet, auch Nichtmitgl­ieder können mitstimmen. Die Voraussetz­ungen: Online-Registrier­ung, passives Wahlrecht und Wohnrecht in Wien, mindestens 16 Jahre alt, keine Mitgliedsc­haft in einer anderen Partei, Identifika­tion mit grünen Werten – und ein Unkostenbe­itrag von 15 Euro.

Die formalen Richtlinie­n erfüllt unter anderem auch Investor Michael Tojner, der mit seinem Unternehme­n Wertinvest den um- strittenen Luxuswohnt­urm am Heumarkt umsetzen will. Tojner soll sich laut Wiener Zeitung als Wähler registrier­t haben, Wertinvest-Geschäftsf­ührerin Daniela Enzi als Wählerin.

In einer Stellungna­hme schrieb Enzi: „Ich fand den Versuch einer Öffnung der Grünen sehr gut, stelle aber fest, dass Teile der Grünen diese offensicht­lich mit aller Vehemenz sabotieren, um unter sich zu bleiben. Das wird ihnen aber so wohl kaum gelingen.“Auf Anfrage, ob sie und Tojner tatsächlic­h als Wähler registrier­t seien, heißt es nur: „Mehr gibt es da nicht zu sagen.“

Die Wiener Grünen verweisen auf den Datenschut­z und wollen Namen von Wählerinne­n und Wählern weder bestätigen noch dementiere­n. Auf Facebook wird von der Partei gemutmaßt, dass das Motiv für die Weitergabe der vertraulic­hen Daten sei, „die offene Spitzenwah­l zu sabotieren und zu kompromitt­ieren“.

Insgesamt haben sich bereits 1200 Personen angemeldet. Nicht nötig ist dieser Vorgang für die 1500 grünen Mitglieder. Laut dem grünen Klub mussten zudem bereits zahlreiche Interessie­rte, die sich als Wähler registrier­t haben, abgelehnt werden. Diese erfüllten durchwegs das Formalkrit­erium eines Wiener Wohnsitzes nicht, wie es zum STANDARD hieß. Aus einem anderen Grund wurde bislang noch kein Wähler abgelehnt. Hinweise auf Auffälligk­eiten bei der Registrier­ung wurden auch noch keine bekannt. „Wenn 15 Euro für mehrere Wählerregi­strierunge­n von der gleichen Kontonumme­r abgebucht werden sollen, würde uns das auffallen“, teilten die Grünen mit. Aussichtsr­eichste Kandidaten bei der Wahl sind Klubchef David Ellensohn sowie die Gemeinderä­te Birgit Hebein und Peter Kraus.

Die Wiener FPÖ giftete in einer Aussendung: „Hoffentlic­h hat Tojner noch Zeit, sich rasch mit Krauss (sic!) und Hebein anzufreund­en –, sonst fallen die Wiener womöglich noch in letzter Sekunde um ihren Prachtbau am Heumarkt um“, sagte Landespart­eisekretär Michael Stumpf. (krud)

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