Clevere Erfindungen für beeinträchtigte Menschen
Wissenschaftspreis geht an Braille-Display, Sprachsteuerungstechnik und Trainings-App für Amputierte
Wien – Es war lange ein ungelöstes Problem: tragbare Displays, die gedruckten Text optimal in Blindenschrift darstellen. Tetragon, ein Team der TU Wien, entwickelte nun ein kleines, handliches Braille-Display zum Mitnehmen. Es besteht aus einem drehbaren Ring, auf dem Braille-Buchstaben angezeigt werden können. Während der Lesefinger im unteren Bereich aufliegt und die vorbeikommenden Zeichen ertastet, werden sie im oberen Bereich immer wieder neu gesetzt. So entsteht beim Abtasten der Eindruck einer unendlich langen Braille-Zeile.
„Das Konzept ist bereits patentiert, wir bereiten eine Firmen- gründung vor“, sagt Wolfgang Zagler von der TU Wien, der sich schon seit vielen Jahren mit Technologien beschäftigt, die älteren und körperlich beeinträchtigten Menschen helfen sollen.
Nun wurde das Projekt, das vom FFG-Fellowship-Programm unterstützt wird, ausgezeichnet: Beim „Wissenschaftspreis Inklusion durch Naturwissenschaften und Technik“(Wintec), ausgeschrieben vom österreichischen Sozialministerium, errang es den ersten Platz.
Der Preis, der zum dritten Mal vergeben wurde, fördert wissenschaftliche Projekte, die zum Abbau von Barrieren und zur Stär- kung des Inklusionsgedankens beitragen. Besondere Bedeutung kommt dabei einerseits der Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen zu, anderer- seits aber auch dem barrierefreien Zugang zu Informationen im Zeitalter der virtuellen Informationsgesellschaft.
Der zweite Platz ging an das Projekt Wifi (Welding Interaction in Future Industry) rund um Mirjam Augstein von der FH Oberösterreich in Hagenberg. Die darin entwickelte Sprach-, Mundund Kopfsteuerungstechnik ermöglicht neue Interaktionsmöglichkeiten nicht nur für Menschen mit Tetraplegie bzw. Tetraparese, also Lähmungen, sondern ermöglicht auch eine verbesserte Sprachsteuerung für industrielle Schweißgeräte. Der im Projekt entwickelte sprachgesteuerte Gamecontroller eröffnet der Zielgruppe neue Möglichkeiten, um gemeinsam mit Menschen mit oder ohne Behinderung Spaß zu haben.
Drittplatziert wurde das Projekt PlayBionic von Cosima Prahm vom Christian-Doppler-Labor für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen an der Med-Uni Wien, welches sich der Anpassungsschwierigkeit bei Prothesen annimmt. Im Zuge einer Studie wurde die muskelgesteuerte, spielbasierte Trainings-App MyoBeatz entwickelt, die Amputierten hilft, ihre Handprothese besser steuern und ihre Lebensqualität steigern zu können. (kri)