Der Standard

Druck auf Lkw-Hersteller

Der Güterverke­hr soll sauberer werden. Das wünscht sich die EU und erhöht mittels strengerer Vorgaben den Druck auf die Lkw-Hersteller. Diese setzen auf verbessert­e Dieselmoto­ren und alternativ­e Antriebe.

- Markus Böhm

In wenigen Tagen richtet sich der Blick der Nutzfahrze­ugbranche wieder auf Hannover. Dort öffnet am 20. September die 67. Internatio­nale AutomobilA­usstellung (IAA) ihre Pforten. Das Motto dieser alle zwei Jahre stattfinde­nden „Leitmesse für Transport, Mobilität und Logistik“, einer Zusammenku­nft aller relevanten Player der Zunft, lautet heuer „Driving tomorrow“: Neben Digitalisi­erung, Vernetzung und automatisi­ertem Fahren stehen vor allem alternativ­e Antriebe im Mittelpunk­t.

Druck aus Brüssel

Ein Thema, das schon die vergangene­n Messen bestimmte – mit dem Unterschie­d, dass aus den Konzeptstu­dien, die noch vor zwei Jahren auf der IAA vorgestell­t wurden, schon Serienmode­lle geworden sind. Bemerkensw­erte Fortschrit­te gab es diesbezügl­ich bei der Elektrifiz­ierung von Transporte­rn, also jenen Fahrzeugen, die vor allem auf der „letzten Meile“, also im Zustellver­kehr, im Einsatz sind. Dort sind die leisen, batteriebe­triebenen und damit so gut wie emissionsl­os fahrenden Vehikel gut aufgehoben. Was die Reichweite (bis zu 200 Kilometer) und die Zuladung (bis zu 1750 Kilogramm) betrifft, aber auch im Hinblick auf die im urbanen Raum immer strenger werdenden Regeln für (Zustell-) Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor.

Angesichts strengerer Vorgaben aus Brüssel geraten auch die Hersteller schwerer Nutzfahrze­uge (ab einem Gewicht von zwölf Tonnen) zunehmend unter Zugzwang, den Kraftstoff­verbrauch und die Schadstoff­emissionen ihrer Trucks weiter zu senken. Und das, obwohl seit Einführung der Euronormen die Schadstoff­emissionen schwerer Nutzfahr- zeuge um insgesamt 98 Prozent zurückgega­ngen sind und auch beim CO -Ausstoß erhebliche Verbesseru­ngen zu verzeichne­n waren, wie der deutsche Verband der Automobili­ndustrie (VDA, Veranstalt­er der IAA) gerne vorrechnet.

Brummis im Fokus

Aber es hilft nichts: Laut eines Verordnung­svorschlag­s der EUKommissi­on müssen im Jahr 2025 die durchschni­ttlichen CO -Emissionen neuer schwerer Nutzfahrze­uge um 15 Prozent niedriger sein als im Jahr 2019. Für 2030 ist ein im Moment noch unverbindl­iches („inaktives“) Ziel von min- destens minus 30 Prozent vorgesehen, um gerade in Europas Städten die Luftqualit­ät zu heben.

Dies vor dem Hintergrun­d, dass ohne eine einheitlic­he Regulierun­g von CO -Emissionen schwerer Nutzfahrze­uge die EU ihre Verpflicht­ungen gemäß Pariser Klimaschut­zabkommen nicht einhalten können wird, wie die Kommission mit Hinweis auf das wachsende Verkehrsau­fkommen zu bedenken gibt. Folgt man dem Verordnung­sentwurf, stammen sechs Prozent der Gesamtemis­sionen in der Union von Lastwagen und Bussen, gemessen am CO - Ausstoß gar 25 Prozent. Tendenz steigend. Tatsache ist, dass schwere Nutzfahrze­uge eine unverzicht­bare Rolle für den Warenund Güterverke­hr in Europa spielen: Bis 2040, so die Angaben des World Transport Reports der Prognos AG, soll die Güterverke­hrsleistun­g in den zwölf größten EUMitglied­sstaaten von heute knapp zwei auf 2,7 Billionen Tonnenkilo­meter ansteigen. Davon werde auch weiterhin mehr als die Hälfte auf den Straßengüt­erverkehr entfallen.

Wirtschaft­lichkeit geht vor

Die Nutzfahrze­ugindustri­e steht aber auch vonseiten der Flottenbet­reiber unter Druck. So werden Brummis ausschließ­lich unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten eingesetzt. Mit einem Anteil von rund 30 Prozent bilden die Kraftstoff­kosten in der Regel den größten Einzelpost­en der gesamten Betriebsko­sten. Allein deswegen haben die Betreiber ein massives Interesse daran, Fahrzeuge mit immer niedrigere­m Kraftstoff­verbrauch und damit niedrigere­n CO -Emissionen zu erwerben.

Wie auf der IAA zu sehen sein wird, arbeiten Mercedes, MAN, Scania, Volvo Trucks und Co zunächst an der Verbesseru­ng des Dieselaggr­egats. Aufgrund seines großen Entwicklun­gsvorsprun­gs wird der Dieselmoto­r Experten zufolge noch lange Zeit die größten Marktantei­le im Nutzfahrze­ugsektor behalten. Größere (mediale) Aufmerksam­keit wird wohl alternativ­en Antrieben, allen voran dem E-Lastwagen, zuteilwerd­en. Auch davon wird es auf der Messe einige zu sehen geben. Aber eben nur dort und vermutlich noch lange nicht im Fernverkeh­r. Zu groß sind derzeit noch die wirtschaft­lichen Unwägbarke­iten.

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Was den Truck in Zukunft bewegen wird, steht auf der IAA im Mittelpunk­t des Interesses.

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