Der Standard

Ausgang der Urheberrec­htsreform unklar

Am Mittwoch wird über kontrovers­e Pläne, darunter Uploadfilt­er, abgestimmt

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Wien – Der Jubel unter Netzaktivi­sten war groß, als Anfang Juli der erste Versuch zu einer Urheberrec­htsreform in Europa abgeblasen wurde. Doch es war nur ein Sieg auf Zeit: Am Mittwoch stehen im EU-Parlament Uploadfilt­er und eine Linksteuer erneut zur Debatte. Der Ausgang ist äußerst ungewiss, sagen Insider dem STANDARD. Teils wissen die einzelnen Fraktionen noch nicht einmal selbst, wie sie abstimmen werden. Insgesamt wurden mehr als 250 Änderungsv­orschläge eingereich­t. Im aus der Sicht von Aktivisten schlimmste­n Fall müssen Plattforme­n künftig automatisc­h prüfen, welche Inhalte ihre Nutzer hochladen. Außerdem dürfen nur noch „einzelne Wörter“von Textinhalt­en zitiert werden. Damit wollen Medienverl­age unterbinde­n, dass ihre Inhalte „gestohlen“werden. Auch wird über ein neues Ge- setz diskutiert, welches Sportveran­staltern das Exklusivre­cht auf die Verbreitun­g ihrer Inhalte gibt. Gegner dieser Ideen befürchten den Aufbau von „Zensurmasc­hinen“und eine Einschränk­ung der Meinungsfr­eiheit. Am Mittwoch gelangt eine ganze Reihe von Kompromiss­vorschläge­n zur Abstimmung.

Ausgang unklar

Erst am frühen Nachmittag wird tatsächlic­h klar sein, für welche Variante sich die Mehrheit der Abgeordnet­en entschiede­n hat. Dann kommt die Urheberrec­htsnovelle in den Trilog, es verhandeln also die nationalen Regierunge­n mit.

Die österreich­ische Regierung hat bei der letzten Abstimmung dazu aufgerufen, den Vorschlag der Konservati­ven zu unterstütz­en, der Uploadfilt­er vorsieht. Alle anderen heimischen EU-Ab- geordneten zeigten sich skeptisch. Kommt es vor der EU-Wahl im Mai zu keiner Einigung, beginnt der Gesetzgebu­ngsprozess von vorn.

Vor der Abstimmung im Juli hatten weltweit IT-Koryphäen wie WWW-Erfinder Tim Berners-Lee vor Uploadfilt­ern gewarnt. Die Online-Enzyklopäd­ie Wikipedia und die Non-Profit-Organisati­on Mozilla, die für den Browser Firefox zuständig ist, warnen auch vor aktuellen Abänderung­santrägen. „Sollten sie den neuen Regeln zustimmen, wird das Web in Europa seine Grundprinz­ipien der Offenheit, Dezentrali­sierung und Zusammenar­beit verlieren“, schreibt etwa Raegan MacDonald, Head of EU Public Policy bei Mozilla. Wikipedia ruft dazu auf, Vertreter im EU-Parlament zu kontaktier­en, und bietet zusätzlich eine vorgeferti­gte Nachricht an, die an sie versandt werden kann. (fsc, muz)

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