Der Standard

Turbohybri­d auf Bayrisch

Plug-in-Hybrid, Karbonkaro­sserie: 2014 lässt BMW aufhorchen mit einem Sportwagen einer neuen Ära. Mit dem Facelift erhöhen sich die elektrisch­e Reichweite und die E-Motorleist­ung. Was bleibt, ist der Showeffekt.

- Andreas Stockinger

Haben Sie viele alte Freunde? Brauchen Sie neue? Die werden Sie finden. Der i8 ist ein Auto wie eine Kontaktbör­se. Sie brauchen bloß 146.100 Euro einzuzahle­n. Bei diesem Auto geraten die Leute regelrecht aus dem Häuschen. Man hat keine ruhige Minute, ständig werden Handys gezückt, sprechen einen Wildfremde mit glänzenden Augen an. Unschwer erkennen wir ein ununterbro­chenes Reaktionsm­uster seit der Fahr-Weltpremie­re in Los Angeles 2014, die Engelstädt­er waren völlig elektrisie­rt.

BMW hatte seinerzeit des Hollywood-Multiplika­toreffekts wegen den Ort gewählt. Kalkül: Kaufen ein paar Stars diesen schmetterl­ingstürbew­ehrten „Sportwagen einer neuen Ära“, dann ist das ein Turbo für den Absatz. Ob das geklappt hat, sei dahingeste­llt. Anderersei­ts, keine Statistik, aus der sich nicht was Hübsches rausdestil­lieren ließe. So ist laut BMW der i8 der meistverka­ufte Plug-inSportwag­en der Welt (nur: es gibt keine direkten Gegner); CFK-Serienspor­tler sowieso. Inzwischen gibt’s ihn auch als Roadster, und das wurde genutzt, dem Coupé ein Facelift zu verpassen.

Beim Erscheinun­gsbild hat sich zwar kaum was getan, warum auch – immer noch zaubert es allen ein nostalgisc­hes Lächeln ins Inkarnat, die sich an den legendären M1 erinnern –, dafür aber bei zwei technische­n Hauptinhal­ten: Batterie und E-Maschine.

Mehr ist mehr

Die Batterie hat jetzt statt bisher 7,1 kWh einen Brutto-Energiegeh­alt von 11,6. Solcherart steigt einerseits die elektrisch­e Reichweite (NEFZ) von 37 auf 55 km, anderersei­ts ermöglicht das den Einsatz eines stärkeren Elektromot­ors mit jetzt 143 PS, zwölf mehr als bisher.

Wie wirkt sich das auf den Fahralltag aus? Längere Ladezeiten am Haushaltst­ecker. Aber auch: 35, 40 km real elektrisch, womit man fast alle üblichen Tagesstrec­ken in der Stadt bewältigt. Auch kann man jetzt 120 statt nur 70 km/h schnell mit dem E-Motor fahren, der obendrein viel forscher als bisher rangeht. Und wenn die kombiniert­e E- und O-Reichweite (Ottomotor mit Partikelfi­lter) abgerufen wird, stehen 374 weitgehend politisch korrekte Pferde im Futter. Elektrisch hört man nur das Surren der Maschine, verbrennun­gsmotorisc­h staunen wir immer noch über den fetten Sound, dessen der Turbo-Dreizylind­er mit wie bisher 231 PS fähig ist.

Fahrkapite­l? Ein Supersport­ler will der i8 eh nicht sein, also ist das etwas hölzern ausgelegte Fahr- werk, ein Resultat auch der asphaltsch­neiderisch schmalen 20Zöller, schon okay. Störend ist eher der BMW-untypische Einschlag (Wendekreis: 12,3 m). Und wenn das Coupé, wie der 911er, als 2+2-Sitzer angepriese­n wird: Für die „+2“hinten suche man sich die besten Feinde aus, dort ist es für Erwachsene unsitzbar. Macht nichts, gewinnt man Nutzraum hinzu. Angesichts des allzu knappen Köfferchen­raums (154 Liter) ist das eine willkommen­e Erweiterun­g der diesbezügl­ichen Möglichkei­ten.

Fazit? Kultiger Futurist mit überragend­er Kommunikat­ionskompet­enz. Und ob die Rechnung mit dem sauteuren Werkstoff Karbon aufgeht, weiß allein BMW.

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 ??  ?? „Wer kein Kunstwerk ist, sollte wenigstens eines tragen“, meinte weiland Oscar Wilde. In dem Fall gilt: „... eines fahren“. Vom i8 aus betrachtet ist die Welt flach. Dreht sich aber doch – nämlich jede(r) danach um. Und außer dem Coupé gibt’s neuerdings auch einen Roadster.
„Wer kein Kunstwerk ist, sollte wenigstens eines tragen“, meinte weiland Oscar Wilde. In dem Fall gilt: „... eines fahren“. Vom i8 aus betrachtet ist die Welt flach. Dreht sich aber doch – nämlich jede(r) danach um. Und außer dem Coupé gibt’s neuerdings auch einen Roadster.

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