Räumung im Hambacher Forst
Das rheinische Braunkohlerevier weist die höchsten Treibhausgasemissionen Europas auf. Nun sollen die Reste des Hambacher Forstes für den Energiekonzern RWE gerodet werden. Seit Jahren leben Aktivisten in dem Wald. Am Donnerstag begann die Räumung.
Am Donnerstag begann die Räumung des Hambacher Forsts in Deutschland, wo Umweltschützer seit Jahren Baumhäuser bewohnen und gegen Rodungen protestieren. Das rheinische Braunkohlerevier hat den höchsten Treibhausgasausstoß Europas.
Die Polizei in NordrheinWestfalen hat am Donnerstag damit begonnen, Baumhäuser im von Braunkohlegegnern seit Jahren besetzten Hambacher Forst zu räumen. Aufgrund der von Aufsichtsbehörden festgestellten Brandschutzmängel würden Baumhäuser geräumt und entfernt, sagte ein Sprecher der Polizei Aachen am Donnerstag.
Entsprechende Aufforderungen seien an die Bewohner der Baumhäuser ergangen, berichteten Augenzeugen. Von den Umweltaktivisten errichtete Barrikaden würden bereits weggeräumt, um an die Baumhäuser zu gelangen. Die Polizei sei mit zahlreichen Einsatzkräften sowie Räumpanzern und Wasserwerfern vor Ort.
Treffen ohne Einigung
Am Montag war ein Treffen zwischen Umweltverbänden und dem Energiekonzern RWE ohne Einigung verlaufen. RWE will den Wald ab Mitte Oktober roden, um die Stromerzeugung in den benachbarten Braunkohlekraftwerken weiterzubetreiben. Der Wald ist zum Symbol der Auseinandersetzung um die weitere Kohleverstromung geworden, die Umweltschützer wegen des hohen Ausstoßes an klimaschädlichem Kohlendioxid seit Jahren bekämpfen. Bei Polizeieinsätzen im Ham- bacher Wald war es in der Vergangenheit auch immer wieder zu Gewalt gekommen.
Das rheinische Braunkohlerevier, in dem sich der Hambacher Forst befindet, ist das mit den höchsten Treibhausgasemissionen Europas. Greenpeace, der Deutsche Naturschutzring (DNR) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) hatten von RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz gefordert, die Rodungen auszusetzen, bis die derzeit in Berlin tagende Kohlekommission ihre Arbeit abgeschlossen hat. Sie soll einen verbindlichen Zeitplan für das Ende der Kohleverstromung festlegen.
RWE hatte nach eigenen Angaben vor, erst ab dem letzten geplanten Sitzungstag der Kohlekommission am 15. Dezember mit den Fällarbeiten zu beginnen. Doch hätten die Verbände die Rodung des Waldes unmittelbar und öffentlich akzeptieren sollen. RWE hatte eine erneute Prüfung dahingehend angeboten, ob der Rodungsbeginn auf Mitte Dezember verlegt werden könnte. Das sei der theoretisch spätestmögliche Termin. Nun will der Konzern aber schon im Oktober mit Rodungen beginnen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die begonnene Räumung am Donnerstag gegen Kritik verteidigt. „Ich finde es nicht in Ordnung, wenn Sie eine unternehmerische Entscheidung, die durch Gerichte bestätigt ist, die durch ein Parlament bestätigt ist, die durch demokratische Entscheidungen bestätigt ist, in dieser Art und Weise denunzieren“, antwortete Altmaier am Donnerstag im Bundestag auf eine Frage der Linken-Abgeordneten Sabine Leidig. Diese nannte es zynisch, wenn mit dem Argument des Brandschutzes Leute verjagt würden, die sich gegen den „Weltbrand“zur Wehr setzten. Die Menschen im Hambacher Forst setzten sich für Klimagerechtigkeit ein.
Auch Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte an RWE appelliert, die Rodungen auszusetzen. Erfolglos. (cms, Reuters)