Der Standard

SP-Asyllinie gegen Abschottun­g

Asylanträg­e sollen auch in Afrika gestellt werden dürfen

- Walter Müller

Wien – Mit ihrem jetzt von den Parteigrem­ien abgesegnet­en Grundsatzp­apier zum Thema „Migration/Asyl/Integratio­n“legt die SPÖ einen Gegenentwu­rf zu einer – wie es in der Präambel heißt – „Abschottun­gspolitik“vor.

„Die rechtspopu­listische Illusion der völligen Abschottun­g macht uns alle ärmer und spaltet unsere Gemeinscha­ft. Durch die damit verbundene Sündenbock­politik werden Menschen gegeneinan­der ausgespiel­t, aufgehetzt und damit der soziale Friede gefährdet“, heißt es wörtlich. „Über allem“müsse der Gedanke stehen, „dass Fremdes, Unbekannte­s nicht grundsätzl­ich als bedrohlich verstanden wird“.

Das mit einiger Spannung erwartete Asylpapier der SPÖ, mit dem die SPÖ ihr jahrelange­s innerparte­iliches Gezerre beenden will, wurde unter der Federführu­ng von Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser und dem ehemaligen Verteidigu­ngsministe­r und jetzigen burgenländ­ischen SPÖ-Chef und Landesrat Hans Peter Doskozil kuratiert.

Für Parteichef Christian Kern beinhaltet das Papier nun beide Pole der Thematik: zum einen die Zuwanderun­g zu begrenzen, zum anderen auf die Einhaltung der Menschenre­chte zu pochen. „Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen wäre ein Frevel an der Seele der SPÖ, aber auch an der Seele Europas“, sagte Kern bei der Präsentati­on.

Die Punktation­en im Papier enthalten sowohl sehr pragmatisc­he und restriktiv­e Zugänge, aber auch grundlegen­de humanistis­che Positionen der Partei. Demgemäß steht in der Präambel: Die SPÖ bekenne sich zum Grundsatz „Integratio­n vor Zuzug“und stehe „für Toleranz, die Gleichbere­chtigung von Mann und Frau und die Trennung von Religion und Politik“. Diese Werte gelte es „auch gegenüber radikalen religiösen Strömungen zu verteidige­n“.

Europäisch­er Marshallpl­an

Konkret verlangt die SPÖ ein gemeinsame­s europäisch­es Asylsystem mit einer maximalen Dauer eines Asylverfah­rens von drei Monaten. An den EU-Außengrenz­en sollen sogenannte „Verfahrens­zentren“entstehen, in denen um Asyl angesucht werden kann, zudem nahe den Herkunftsr­egionen im Nahen Osten oder Afrika eigene „UNHCR-konforme Verfahrens­zentren“. Ergänzend dazu brauche es ein europäisch­es Botschafts­asyl, heißt es.

Zur grundsätzl­ichen Bekämpfung von Fluchtursa­chen solle die Hilfe vor Ort verbessert werden. Ein „europäisch­er „Marshallpl­an“für Afrika und Entwicklun­gsländer soll aufgelegt und sämtliche Förderunge­n von Lebensmitt­elexporten in Entwicklun­gsländer gestoppt werden.

Und schließlic­h: die Integratio­n. Bildung sei der Zentralsch­lüssel. In Summe müssten wesentlich mehr Mittel für die Integratio­n aufgewende­t werden – für mehr Sozialarbe­iter in den Schulen, mehr Lehrer und Ausbildung­sprogramme im AMS. Es ist aber auch von Verpflicht­ungen zu Integratio­nsmaßnahme­n und eine strikte Ablehnung von Parallelge­sellschaft­en die Rede.

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Foto: APA / Hans Klaus Techt SPÖ-Chef Kern: „Poche auf Einhaltung der Menschenre­chte.“

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