Der Standard

Brief an Mogherini

Kosovo- Opposition gegen Grenzänder­ung

- Adelheid Wölfl

Prishtina – Am Mittwoch schrieben die Opposition­sparteien im Kosovo einen Brief an die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini, um ihre „tiefe Unzufriede­nheit und ihren Dissens“mit den Grenzänder­ungsideen des kosovarisc­hen Präsidente­n Hashim Thaçi auszudrück­en. Thaçi repräsenti­ere nicht die Bevölkerun­g und agiere außerhalb der verfassung­srechtlich­en Verantwort­ung, so die Opposition. Im Mandat für den Dialog mit Serbien aus dem Jahr 2011 seien außerdem Diskussion­en über territoria­le Integrität ausgeschlo­ssen worden.

Die Opposition­sparteien forderten Mogherini auf, die Ideen öffentlich zurückzuwe­isen, weil „sie die Region destabilis­ieren, eine Kettenreak­tion für weitere territoria­le Änderungen“verursache­n würden und nicht „umsetzbar“seien. Bisher seien nicht einmal alle alten Vereinbaru­ngen umgesetzt worden.

Die Befürworte­r eines Gebietsaus­tauschs entlang ethnischer Kriterien argumentie­ren, dass man damit eine Gesichtswa­hrung für den serbischen Präsidente­n Aleksandar Vučić erreichen würde, damit dieser einem Abkommen mit dem Kosovo zustimme. In dem Brief der Opposition­sparteien im Kosovo heißt es dagegen: „Solche Ideen (...) wurden früher von Nationalis­ten und Kreisen in Serbien befördert, die (den) Krieg provoziert­en. Das könnte gefährlich­e und tragische Konsequenz­en haben.“

In das Jahr 2007 zurückgesc­hickt

Albin Kurti, Führer der Opposition­spartei Vetëvendos­je, meint zum STANDARD: „Ein gewisser Schaden wurde bereits angerichte­t. Denn Thaçi hat mit seinem Vorschlag den Kosovo in das Jahr 2007 zurückgesc­hickt, als er noch nicht seine Unabhängig­keit erklärt hatte. Er tut so, als ginge es bei unserer Staatlichk­eit um einen Vertrag mit Serbien. Abgesehen davon sendet er ein Signal an die Staaten, die uns anerkannt haben, dass etwas mit unseren Grenzen nicht stimmen könnte.“

Kurti glaubt, dass Thaçis Vorschlag damit zu tun habe, dass „unser Präsident Angst vor dem Gefängnis hat“. Im Kosovo wartet man auf Anklagen des Kriegsverb­rechergeri­chts – Thaçi war bisher nicht angeklagt. Kurti plädiert für baldige Neuwahlen und kündigte Demonstrat­ionen an. „Ich bin nicht gegen den Dialog mit Serbien, sondern nur gegen einen Dialog ohne Prinzipien“, meint der Linksnatio­nalist. „Wir sollten zuerst den bisherigen Dialog und die Vereinbaru­ngen evaluieren.“Die wechselsei­tige Anerkennun­g von Diplomen wurde nicht umgesetzt.

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