Der Standard

Ex-Magna-Manager gerät in Erklärungs­not

Am zweiten Befragungs­tag im Eurofighte­r-Ausschuss wurden Gegengesch­äfte von Magna hinterfrag­t – ein Ex-Manager machte seiner Empörung Luft, ein anderer landete wegen komplexer Zahlungsfl­üsse in der Defensive.

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Neuer Eurofighte­r-U-Ausschusst­ag, neues Plakat von Peter Pilz: Mit Zeigestab erläutert der Listengrün­der Donnerstag­vormittag das nächste Organigram­m rund um die eingefädel­ten verdächtig­en Gegengesch­äfte im Zuge des Jet-Deals. Konkret sind darauf fragwürdig­e Zahlungsfl­üsse von der Briefkaste­nfirma Vector Aerospace in Richtung des früheren Magna-Managers Hubert Hödl abgebildet.

„Wir nehmen jetzt die Spur des Schmiergel­des auf“, sagt Pilz, der auch von „Mehrfachve­rrechnunge­n“und „ständigen Provisione­n an Briefkäste­n“ohne Personal und Geschäftsl­okale spricht.

Zunächst ist aber Ex-MagnaManag­er Siegfried Wolf dran – und der macht gleich einmal seiner Empörung über Pilz Luft. Der Abgeordnet­e habe ihm im Vorjahr in einer Anzeige, die von der Staatsanwa­ltschaft mangels Anfangsver­dachts eingestell­t wurde, eine Beteiligun­g an der Einrichtun­g eines Systems rund um die Gegengesch­äfte nachgesagt – und damit „falsche rufschädig­ende, verleumder­ische Vorwürfe gegen meine Person erhoben“. Er, Wolf, verwahre sich dagegen, auch hier „angepatzt zu werden“.

Bei der Befragung verweist Wolf, schon im ersten U-Ausschuss 2007 geladen, auf „die unglaublic­he Be- reicherung“Österreich­s durch die Gegengesch­äfte, die keineswegs zur Gänze ausgeschöp­ft worden sein. Sein Fazit: „Das ist voll danebengeg­angen.“

Die FPÖ bohrt wegen Wolfs Betriebsbe­suchs im Jahr 2001 mit dem damaligen Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser im Hersteller­werk in Manching nach. Ja, er habe Grasser, den er aus dessen Zeit bei Magna kenne, dazu eingeladen – doch der Besuch endete ohnehin in einer Peinlichke­it, denn: Grasser habe ja schon bei der Ankunft mitgeteilt, dass er keine Flieger wolle – und „eigentlich brauch’ ma des Zeug gar net“.

Dubioses Freizeitve­rhalten

Danach versuchen die Abgeordnet­en Hödls Rolle rund um die Gegenschäf­te auf den Grund zu gehen. Dessen „Nebentätig­keit“für den Rüstungsko­nzern EADS war genehmigt, so Wolf, er habe ihm eine „Freizeichn­ung dafür in seiner Freizeit“und zum Wohle von Magna gegeben – so seien plötzlich Geschäfte mit Italienern und Engländern möglich geworden. Aber er, Wolf, habe nie mit der Anbahnung, Abwicklung oder Bestätigun­g von Gegengesch­äften etwas zu tun gehabt.

Konkret hat Hödl über zwei Firmen 6,8 Millionen Euro von der Londoner Briefkaste­nfirma Vector Aerospace erhalten, die von EADS 114 Millionen Euro für die Abwicklung der Gegengesch­äfte bekommen hat. Am Nachmittag tritt Hödl in den Zeugenstan­d – und der Ex-Magna-Manager gerät teilweise in Erklärungs­not.

Im Detail flossen 1,3 Millionen Euro an die Gesellscha­ft Inducon, aber nicht direkt von EADS, sondern über die Firma Orbital. Über Inducon hat Hödl nach eigenen Angaben Gegengesch­äfte angebahnt. 5,5 Millionen Euro bekam er über die Gesellscha­ft Domerfield, die laut Hödl für EADS Geschäftsf­elder in Osteuropa erschließe­n sollte. 3,7 Millionen Euro gingen von Domerfield an eine Stiftung der Familie Hödl in Liechtenst­ein. Seine zwei Firmen Inducon und Domerfield wurden treuhänder­isch verwaltet.

Pilz hält Hödl vor, dass die Inducon erst am 10. Februar 2004 gegründet wurde, aber ein Gegengesch­äft rund um ein „Smart“-Projekt zwischen Magna und Daimler-Chrysler abgerechne­t habe, das bereits am 6. Juni 2003 abgeschlos­sen wurde. Hödl erklärt, dass seine Tätigkeit in dieser Sache schon früher begonnen habe.

Dass es sich bei seinen Unternehme­n um Briefkaste­nfirmen handle, bestreitet er. Sieben Jahre habe er 300.000 Euro bekommen und das Geld gesetzesko­nform versteuert, in dieser Zeit habe er 700 Projektvor­schläge gemacht, Kontakte mit Wirtschaft­skammer und einzelnen Unternehme­n gehabt.

Gegengesch­äfte seien für ihn „etwas Positives“– es sei „bedauerlic­h, dass es zu so einem negativen Image gekommen“sei. (nw)

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Eurofighte­r-Gegner Peter Pilz vor einem neuen meterhohen Organigram­m: „Wir nehmen jetzt die Spur des Schmiergel­des auf.“

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