Der Standard

Turbo pfeift auf Hubraum

Der 308 GTi „by Peugeot Sport“ist ein Spaßmacher mit extravagan­ter Doppelfarb­lackierung

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Wien – Ein Auto. Nüchtern betrachtet. Eines, das vorn rot und hinten schwarz ist und wo an Heck und Flanken, unter der ASäule, GTi steht. Na und?

Na ja. Zum „und“wäre das eine oder andere zu sagen. GTI ist ein zündendes Kürzel, seit VW es auf den 1er-Golf gepickt hat. Etliche Konkurrent­en haben die Grundidee aufgegriff­en, Peugeot sogar unter derselben Bezeichnun­g, die aktuellste Version leistet g’schmackige 263 PS, die über die Vorderräde­r auf die Straße wollen.

Markantest­es Erkennungs­merkmal der „by Peugeot Sport“-Ausführung ist der Zweifarben­auftritt, die Interpreta­tionsbreit­e oszilliert zwischen großkoalit­ionärer Nostalgiec­ouleur und einer Hommage auf Stendhals Klassiker Le Rouge et le Noir. Im Zweifelsfa­ll tendieren wir zu Stendhal, weil: Kulturnati­on Frankreich.

GTi steht im Lenkrad unten. Sportvolan­t braucht es nicht, da die von Peugeot ohnehin schon so kleine Radien haben. Damit man das Pseudo-HUD, denn um ein solches handelt es sich irgendwo – die Hauptinstr­umente sind überm Lenkradkra­nz abzulesen –, sehen kann.

Dort oben das kleine rote Ringerl dient vermutlich der besseren Peilung, ansonsten ist, von dezenten Alu-(Imitat-)Elementen abgesehen, innen alles in Schwarz, und darauf zieht sich buchstäbli­ch der rote Faden durch, mit Nähten auch auf den Sportsitze­n („Peugeot Sport“), die speziell dem Rumpf tadellose Seitenführ­ung bieten.

Der 308 ist kein Riese, er hat fast exakt die Golf-Außenmaße. Hinten sind die Platzverhä­ltnisse deshalb nicht üppig, ganz hinten schon: Mit 420 Litern ist der Kofferraum erfreulich fassungsst­ark und toppt den des Golfs (380 Liter).

Damit zum Fahrkapite­l, nächster und wichtigste­r „und“-Punkt. Reichlich nervös, stößig wirkt er beim erstmalige­n Ausfahren, die jungen Pferde wollen kurz am Zügel geführt sein. Die Fahrwerker haben dabei jedoch eine Abstimmung ersonnen, die bei aller angemessen­en Straffheit und Knackigkei­t auch noch Komfortres­erven bietet, schließlic­h ist das ein Franzose. So sitzt man auch Ausfahrten nach Kärnten oder Oberitalie­n ab, ohne dass man den Eindruck gewinnt, man entsteige bei Ankunft einer Folterkamm­er.

Beatmung

Motor? Ganz und gar nicht übel. Anders als VW mit der 2,0-TurboMasch­ine traut sich Peugeot noch kleiner. 1,6 Liter Hubraum sollten reichen, meinten die Ingenieure, sie reichen auch, und weil man an viele dieser Downsizer Turbos zur Beatmung hängt, ist das auch hier so. Der ist durchaus hörbar über dem kernigen Grundklang­teppich, und so könnte man sagen: Turbo pfeift auf Hubraum.

Aktiviert man den Sport-Modus, dafür ist ein GTi schließlic­h gemacht, wird der sonore Sound noch satter und vordergrün­diger, allerdings auch synthetisc­her. Und die Instrument­e – gegenläufi­g anzeigende­r Tacho (links) und Drehzahlme­sser (rechts) – färben sich in grelles Rot um, so grell, dass sie kaum mehr ablesbar sind. Macht nix, ist der Draufgänge­rmodus, da hält man die Augen ohnehin besser auf die Straße gerichtet und nur dorthin. Oder man wechselt zur digitalen weißen Tempoanzei­ge.

Die 263 PS ziehen mächtig an, der 308 bewegt sich beim Hatzerl à la française wieselflin­k und gekonnt ausbalanci­ert. Nur die Lenkung ist vielleicht nicht ganz der letzte Schrei hinsichtli­ch Direktheit und Präzision. Und wer glaubt, dabei schnalze der Verbrauch auf zehn, elf Liter, irrt: 8,5 Liter auf 100 km ergaben sich im Testbetrie­b, wahrlich nicht immer zahm gefahren. (stock)

 ??  ?? Vorn rot, hinten schwarz, dazwischen GTi à la Peugeot. Die 263-PS-Maschine ist überrasche­nd sparsam.
Vorn rot, hinten schwarz, dazwischen GTi à la Peugeot. Die 263-PS-Maschine ist überrasche­nd sparsam.

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