Der Standard

Nicht alle Tscherokes­en können klettern

Der Frontknick ist entschärft, die schmalen Leuchten à la Evoque sind weg, bei Sicherheit, Vernetzung und Sauberkeit ist Jeeps Cherokee ganz aktuell. Nur: Warum gibt es ihn jetzt auch als Fronttrieb­ler? So elegant lässt man sich gern verladen

- Andreas Stockinger aus Sizilien

Wenn sich wer in einem Jeep Cherokee verkoffert, Hilfe heischend beim Pressechef anruft, dann das Handy lautlos schaltet und weglegt, kann das was auslösen. Eine ergebnislo­se Suchaktion im sizilianis­chen Abseits zwischen Castello di Donnafugat­a und Syrakus zum Beispiel, bei der selbst der geniale Archimedes Findungssc­hwierigkei­t gehabt hätte. Denn der Bursche, nennen wir ihn Thomas, hatte längst wieder aus dem Irrgarten herausgefu­nden und war bereits unterwegs Richtung Flughafen. Aus Donnafugat­a wurde ein Donfugato. Mann haut ab ...

An der unnötigen pampanisch­en Suchaktion beteiligte sich ein Eingeboren­er im Wrangler. Klar, der kommt überall hin. Aber auch ein Cherokee sollte dem nicht arg viel nachstehen. Tut er auch nicht. Mit einem Jeep ist ein Suchspiel im Gelände auch ohne Erfolg ein Erlebnis. Sofern man eine der drei angebotene­n Allradvers­ionen ordert. Top-Geländekün­stler wäre der Trailhawk.

Sie sind seit dem Vorspann vorbereite­t, unsereinen traf der Kulturbruc­h bei der Präsentati­on wie ein Schock: Wasdennwie­denn, Jeep bietet den Cherokee erstmals auch als Fronttrieb­ler an? Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Bei einem Lifestyle-Einsteiger­Jeep wie dem Renegade, meinet- wegen. Beim etwas größeren Compass: schluck. Aber auch noch okay. Doch beim Cherokee? Da kann man ja gleich den Wrangler zum Soft-SUV verwässern. Markenkern­werte, Herrschaft­en!

Ansonsten hat der Cherokee mit dem Facelift nur gewonnen. Speziell ästhetisch. Überhaupt nicht angekommen war der heftige Knick vorne im Kühlergril­l. Der wurde deutlich entschärft. Und wo die Designer sich an der schmalen, zierlichen Leuchtgraf­ik des Range Rover Evoque ein Beispiel genommen hatten, ist das nun ebenfalls passé. Weil Front und Heck in den genannten Punkten deutlich überarbeit­et wurden, wirkt es fast, als sei das ein ganz neuer Cherokee. Das wird ihm auf der Verkaufsfr­ont nicht schaden.

Unterwegs waren wir in Sizilien mit dem 195 PS starken 2,2Liter-Turbodiese­l und der famosen Quereinbau-9-Gang-Automatik aus dem Hause ZF, mit SCRKat und allem Pipapo, das ein Auto heute für sauberen Atem braucht. Hat, wie die meisten dieser Diesel, eine kleine Anfahrschw­äche, weil es ein wenig dauert, bis sich nach geäußertem Gaspedalwu­nsch die ganze Batterie nachgescha­lteter Sauberwich­teln auf selbigen eingestell­t hat.

Mit diesem Aggregat startet der Facelift-Cherokee im Oktober. Im ersten Quartal 2019 folgt die 150- PS-Variante der Maschine, die gibt’s dann nur mit 6-Gang-Schaltung. Und zu dem Zeitpunkt wird dann auch ein 2,0-Liter-Benziner mit 270 PS verfügbar sein. Alle Aggregate sind nach EU 6d-temp zertifizie­rt, Motorenmot­to: stärker, sparsamer, sauberer.

Wer suchet, der findet

Im Innenraum haben die Ingenieure sich zunächst auf die Suche nach mehr Nutzraum gemacht, sie wurden fündig. 570 Liter Kofferraum bedeuten 70 Liter mehr als bisher. Und das ist natürlich keine Weltneuhei­t, beim Cherokee aber schon: Hat man beide Hände voll, genügt ein Tritt unter den hinteren Stoßfänger zum Öffnen der Heckklappe.

Der Cherokee ist laut Marketings­prech multipel zur Welt gekommen: Born to be stylish. Born to be adventurou­s. Born to be connected. Born to be saver. Was schlicht und einfach heißt, dass er ein fescher Kampl ist, mit dir durch dick und dünn geht (sofern Allrad, wie gesagt), dass er hin- sichtlich Vernetzung und Handykompa­tibiliät auf aktuellem Stand und dank mannigfach­er Assistenzs­ysteme auch der bisher sicherste Cherokee ist – bis zu 75 elektronis­che Schutzenge­l befinden sich an Bord.

Das typische Ami-Hartplasti­k verschwind­et langsam aus den Jeeps, eine Wohltat. Mit viel Leder und höherwerti­ger Materialan­mutung fühlt man sich in den Wagen schnell einmal wohl. Das hilft. Auch bei der Suche nach nicht verscholle­nen Verscholle­nen.

 ??  ?? Der Cherokee sieht gut aus, hat mehr Kofferraum als bisher, fährt sich auf der Straße fein und im Gelände grandios. Sofern man nämlich zum Allradler greift. Frontantri­eb? Was für ein Kulturbruc­h!
Der Cherokee sieht gut aus, hat mehr Kofferraum als bisher, fährt sich auf der Straße fein und im Gelände grandios. Sofern man nämlich zum Allradler greift. Frontantri­eb? Was für ein Kulturbruc­h!
 ??  ?? Audi baut seine hochwichti­ge A6-Baureihe zügig aus. Auf die Limousine folgt auch schon der Avant – in Mitteleuro­pa die deutlich wichtiger Modellvari­ante. Der große, elegant gezeichnet­e Kombi mit Allradlenk­ung fasst bei 4,94 Meter Länge 565 bis 1680 Liter Kofferraum. Motorisch hat man die Wahl zwischen drei Selbstzünd­ern und einem Benziner (kommt im Oktober): 40 TDI 2,0 R4 (204 PS, ab 58.040 €), 45 TDI 3,0 V6 (231 PS, ab 65.730 €), 50 TDI 3,0 V6 (286 PS, ab 69.330 €) und 40 TFSI 2,0 R4 (245 PS).
Audi baut seine hochwichti­ge A6-Baureihe zügig aus. Auf die Limousine folgt auch schon der Avant – in Mitteleuro­pa die deutlich wichtiger Modellvari­ante. Der große, elegant gezeichnet­e Kombi mit Allradlenk­ung fasst bei 4,94 Meter Länge 565 bis 1680 Liter Kofferraum. Motorisch hat man die Wahl zwischen drei Selbstzünd­ern und einem Benziner (kommt im Oktober): 40 TDI 2,0 R4 (204 PS, ab 58.040 €), 45 TDI 3,0 V6 (231 PS, ab 65.730 €), 50 TDI 3,0 V6 (286 PS, ab 69.330 €) und 40 TFSI 2,0 R4 (245 PS).
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Innen wird das Hartplasti­k weniger, das feine Leder mehr. Und der Arbeitspla­tz ist aufgeräumt.

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