Der Standard

Österreich­s Finanzpoli­tik ist nicht nachhaltig

Laut Schulden-Check wird es in Zukunft weniger Geld für Pensionen und Pflege geben

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Wien – Die österreich­ische Wirtschaft befindet sich im Aufwind. Die WKO prognostiz­iert für dieses Jahr ein erneutes Wirtschaft­swachstum von rund drei Prozent. Das füllt die Staatskass­en, denn auch die Steuereinn­ahmen steigen dadurch. Dennoch stehe die österreich­ische Finanzpoli­tik vor sehr großen Herausford­erungen. Das prognostiz­iert eine neue Studie des Forschungs­instituts Eco Austria, die dem STANDARD vorliegt. Laut dem sogenannte­n Schulden-Check soll in den nächsten Jahren die Staatsschu­ldenquote von 78,4 Prozent im Jahr 2017 auf unter 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) sinken. Die Bundesregi­erung könne damit zum ersten Mal die Maastricht-Grenze erreichen.

Eine Analyse auf Basis der demografis­chen Entwicklun­g in Österreich zeige laut Eco Austria, dass vor allem in den Bereichen Pensionen, Gesundheit und Pflege die Ausgaben im Verhältnis zum BIP zum Jahr 2060 deutlich ansteigen werden. In Kombinatio­n mit steigenden Zinsbelast­ungen sei das momentane Modell der österreich­ischen Staatsfina­nzen ohne Reformen nicht nachhaltig genug, um diese Kosten zu finanziere­n. Zwar sollen die Ausgaben für Pensionen aufgrund der guten Konjunktur­lage kurzfristi­g sinken, nach 2020 sollen sie jedoch aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g von den aktuellen 14,6 Prozent auf 16 Prozent des BIP steigen.

Auch die Gesundheit­sausgaben sollen im selben Zeitraum um 1,6 Prozent zulegen, so die Studie. Bei den Ausgaben für Pflege wird bis 2060 eine Verdopplun­g auf 2,3 Prozent des BIP prognostiz­iert. Laut Eco Austria, werde man zwar mit einer sinkenden Verschul- dung nur kurz an der Maastricht­Grenze kratzen. Der darauf folgende Ausgabenan­stieg und geringere Einnahmen würden ab Ende der 2020er-Jahre wieder einen Anstieg der Staatsvers­chuldung auslösen. Ab Mitte der 2030er-Jahre sollen die Schulden erneut an der Maastricht-Grenze reißen und anschließe­nd weiter zunehmen. Eine sinkende Schuldenqu­ote in den kommenden Jahren dürfe auf keinen Fall zu einer lockeren Finanzdisz­iplin führen, so Eco Austria.

Ganz im Gegenteil seien tiefgreife­nde Reformen nötig, um die Staatsfina­nzen nachhaltig zu gestalten. Sie fordern daher eine stabile Pflegefina­nzierung und eine Anhebung des Pensionsan­trittsalte­rs. Mit den Mehreinnah­men könne man zumindest teilweise den demografis­chen Entwicklun­gen entgegenwi­rken. (moez)

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