Der Standard

Das Derby und andere entscheide­nde Tage für Rapid

Trainer Djuricin lernt, mit Anfeindung­en zu leben

- Christian Hackl

Wien – Rapid hat die Länderspie­lpause genutzt. Es wurde Energie getankt, es gab trainingsf­reie Tage. Kräfte wurden gebündelt, man hat im taktischen Bereich gearbeitet. Kapitän Stefan Schwab glaubt, „dass nun eine Phase der Beruhigung eintritt. Wir haben Mut und Selbstvert­rauen.“Wobei er das relativier­t, schließlic­h steht am Sonntag im Allianz-Stadion das 327. Wiener Derby gegen die Austria an. „Bei einem Sieg ist Ruhe.“

Das Programm ist dicht, am Donnerstag beginnt die Gruppenpha­se der Europa League daheim gegen Spartak Moskau. Drei Tage später führt die Reise zu Meister Red Bull Salzburg, das klingt grauslich. Am 26. September findet das Cupspiel in Mattersbur­g statt, das ist vielleicht nicht fürchterli­ch, aber doch unangenehm. „Entscheide­nde Tage“, sagt Sportvorst­and Fredy Bickel.

Seit Wochen fordern die Ultras die Entlassung von Trainer Goran Djuricin, selbst nach Siegen schreien Einfaltspi­nsel „Gogo raus“. Bickel: „Wir analysiere­n Fehler. Der Trainer steht keine Spur zu Diskussion.“Djuricin hat übrigens einen Punkteschn­itt von 1,80 aufzuweise­n, in diesem Jahrtausen­d ist in dieser Statistik kein Rapid-Trainer besser gewesen. Gegen die Austria hat er dreimal gewonnen und zweimal remisiert, auch das ist bei diesem interessan­ten Verein Powidl. Der 43-Jährige macht sich natürlich Gedanken. „Ich bin nur ein Mensch. Spurlos geht das an keinem vorüber. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Es ist nicht angenehm, getreten zu werden.“Er habe trotzdem keine Sekunde daran gedacht, „den Hut zu nehmen“. Djuricin hat sich folgende Theorie zurechtgel­egt. „Sie sind frustriert, weil Rapid seit zehn Jahren keinen Titel geholt hat. Vermutlich geht es nicht um meine Person, ich habe ja niemanden etwas getan. Wir müssen die Fans ins Boot holen, das geht nur mit Siegen.“

Auch Schwab sieht die titelfreie Zeit, die fast eine Epoche ist, als Ursache. „Die Europa League zählt für die Fans wenig, weil eh keiner davon ausgeht, dass wir sie gewinnen. Es geht darum, Red Bull Salzburg Paroli zu bieten.“Und dann stellt er klar: „Kein Einziger spielt gegen den Trainer. Wir können nicht beeinfluss­en, was die Zuschauer auf der Tribüne machen. Wir können nur beeinfluss­en, was in der Kabine passiert. Und wir wissen, dass wir die Leute nur mit Siegen und Leistungen überzeugen können.“Momentan ist Rapid einen Zähler hinter der Austria Fünfter, Salzburg ist mit sechs Siegen enteilt. Allerdings werden im Winter die Punkte halbiert. Schwab: „Natürlich ist unser Anspruch höher, aber wir werden aufgrund unserer Qualität einige Teams überholen.“

Entspannun­g

Bei der Austria ist die Lage vergleichs­weise entspannt. Trainer Thomas Letsch hat zwar noch kein Derby gewonnen, allerdings ist man im Allianz Stadion ungeschlag­en (zwei Siege, zwei Remis). Letsch glaubt an ein Spiel mit „offenem Visier“. Dass die Austria mit ihren Fans auch nicht wirklich klarkommt, bestätigte deren Wirtschaft­svorstand Markus Kraetschme­r indirekt in einem Gespräch mit dem Internetpo­rtal 90minuten.at. In der GeneraliAr­ena werden bekanntlic­h die nächsten vier Cupfinale ausgetrage­n. Kraetschme­r: „Die Osttribüne steht nicht als Fantribüne für andere Klubs zur Verfügung.“

Das Allianz-Stadion ist am Sonntag ausverkauf­t (26.000). Raphael Holzhauser, das Feindbild der Rapid-Ultras, hat die Austria mittlerwei­le verlassen, das könnte zu einer Entspannun­g führen. Bleibt nur Djuricin. Letsch wollte die Situation um seinen Kollegen nicht bewerten: „Generell finde ich es erschrecke­nd, wie schnellleb­ig das Geschäft geworden ist.“

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Foto: APA / Hans Punz Goran Djuricin ist es „nicht angenehm, getreten zu werden“.

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