Der Standard

Emmy-Regen für 50er-Jahre- Serie

Die Amazon-Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“war bei den Emmy Awards 2018 die große Gewinnerin des Abends. „Game of Thrones“wurde wieder als bestes Drama ausgezeich­net.

- Olivera Stajić

Im vergangene­n Jahr ging es sehr politisch zu, bei der diesjährig­en Emmy-Verleihung hingegen eher betulich und romantisch, sagen die Beobachter. Doch damit tun sie zumindest der fabelhafte­n Mrs. Maisel unrecht. Die Serie The Marvelous Mrs. Maisel ist der große Sieger der 70. Emmy Awards. Neben dem Preis als beste Comedyseri­e gewann Rachel Brosnahan für die Titelrolle der Miriam „ Midge“Maisel den Preis als beste Schauspiel­erin in einer Comedyseri­e.

Insgesamt kam die 1950er-Jahre-Serie auf acht Auszeichnu­ngen. Weitere Emmys gab es für die Regie und das Drehbuch von Amy Sherman-Palladino. Die Autorin, deren größter bisheriger Erfolg die Comedy-Fernsehser­ie Gilmore Girls war, erzählt in The Marvelous Mrs. Maisel eine klassische Emanzipati­onsgeschic­hte mit und über Humor.

Anders als The Handmaid’s Tale, die Dramaserie, die 2017 ausgezeich­net wurde und deren zweite Staffel heuer leer ausging, begibt sich The Marvelous Mrs. Maisel nicht in eine dystopisch­e Zukunft, sondern in die faktische Vergangenh­eit, um von der Unterdrück­ung der Frau zu erzählen.

Statt über die schalen Witze ihres treulosen Ehemanns und Möchtegern­komikers zu lachen, verarbeite­t „Midge“Maisel ihre private Katastroph­e – und in den 1950er-Jahren ist eine Scheidung nun mal eine solche – zur erfolgreic­hen Stand-up-Comedy. Die zweifache Mutter aus dem gutsituier­ten jüdischen Bürgertum New Yorks will damit in eine erklärte Männerdomä­ne vordringen. Und was Mrs. Maisel will, das schafft sie auch: Trotz elterliche­r Empörung und trotz mehrfacher Verhaftung, weil sie „halbnackt“– eigentlich im Nachthemd – auf der Bühne steht.

Keine Überraschu­ngen

In der Kategorie „Bestes Drama“gab es heuer keine richtige Überraschu­ng: Die Fantasyser­ie Game of Thrones wurde zum dritten Mal ausgezeich­net und kommt auf neun Preise, viele davon aber in Nebenkateg­orien. Der Darsteller des „Gnoms“Tyrion Lennister, Peter Dinklage, gewann den Preis als bester Nebendarst­eller in einer Dramaserie.

Bei den Miniserien gab es sieben Preise für The Assassinat­ion of Gianni Versace: American Crime Story über den Mord an dem italienisc­hen Modezaren vor 21 Jahren mit Penélope Cruz als dessen Schwester Donatella. Zu den weiteren Preisträge­rn zählten Dramadarst­ellerin Claire Foy als Königin Elisabeth II. in The Crown, RuPaul’s Drag Race als beste Castingsho­w und Last Week Tonight With John Oliver als beste Talkreihe. Bei den Unterhaltu­ngssendung­en räumte Saturday Night Live wieder groß ab und kam auf acht Preise.

Weniger Politik

Im vergangene­n Jahr war die Preisverle­ihung, unter anderem wegen der Trump-kritischen Haltung der Show Saturday Night Live, als sehr politisch aufgefalle­n. Alec Baldwin, der Trump parodiert und seine Kollegin Kate McKinnon, die in der Show die demokratis­che Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton dargestell­t hatte, nutzten ihre Auftritte für politische Kommentare.

Bei der diesjährig­en Verleihung blieben explizite politische Botschafte­n aus. Einzige Ausnahme: Die Late-Night-Moderatori­n Samantha Bee gönnte sich einen bissigen Seitenhieb und sagte: „Ich schaue gerade immer dieses sehr schockiere­nde dystopisch­e Drama namens Die Nachrichte­n. Aber sie müssen wirklich mal die Hauptrolle neu besetzen.“

Dafür wurde es heuer romantisch, oder zumindest das, was Hollywood gemeinhin darunter versteht: Glenn Weiss – er gewann einen Preis für die Inszenieru­ng der Oscarverle­ihung – nutzte seine Dankesrede für einen Heiratsant­rag an seine im Publikum sitzende Freundin Jan Svendsen.

Von der Liebe zum harten Geschäft: Beim Kampf zwischen Streamingd­iensten und Fernsehsen­dern gab bei den diesjährig­en Emmy Awards einen Gleichstan­d. Sowohl Netflix als auch der USKabelsen­der HBO kamen auf 23 Emmys. Der Traditions­sender NBC erhielt 16 Auszeichnu­ngen.

 ??  ??
 ??  ?? Für ihre Darstellun­g der talentiert­en und furchtlose­n Miriam „Midge“Maisel wurde Rachel Brosnahan als beste Schauspiel­erin in einer Comedy-Serie ausgezeich­net.
Für ihre Darstellun­g der talentiert­en und furchtlose­n Miriam „Midge“Maisel wurde Rachel Brosnahan als beste Schauspiel­erin in einer Comedy-Serie ausgezeich­net.

Newspapers in German

Newspapers from Austria