Der Standard

Kopf des Tages

Zögerliche Anklägerin im politische­n Sturm

- Manuel Escher

Psychologi­eprofessor­in Christine Blasey Ford erhebt schwere Vorwürfe gegen Donald Trumps Richterkan­didaten Kavanaugh.

Es ist der 22. April 2017, als in San Francisco 70.000 Menschen für die Freiheit der Wissenscha­ft demonstrie­ren und gegen die neue US-Regierung, die Forschern und ihren Erkenntnis­sen nicht mehr glaubt. Mit dabei ist auch die Psychologi­eprofessor­in Christine Blasey Ford, sie trägt an diesem Tag einen rosa „brain hat“, einen Hut, der ein Gehirn darstellen soll.

Dass die Forscherin aus Palo Alto sich als Demokratin registrier­en ließ, betonen nun konservati­ve Kampagnen in sozialen Medien. Denn Blasey Ford steht seit Sonntag im Mittelpunk­t eines der wichtigste­n Kämpfe der US-Politik der vergangene­n Jahre – jenes um die Umfärbung des Höchstgeri­chts. Sie ist jene Frau, die dem konservati­ven Kandidaten Brett Kavanaugh versuchte Vergewalti­gung vorwirft.

Die Angst, dass ihr nicht geglaubt wird, dass sie, ihr Mann und ihre zwei Söhne ins Zentrum eines schmutzige­n Konflikts gezogen werden, bei dem es um Macht und Ideologie geht, aber nicht um Wahrheit – diese Angst war es, die Ford lange schweigen und ihre Vorwürfe anfangs anonym äußern ließ. Gesprochen hat sie über den Vorfall, der sich Anfang der 1980er-Jahre ereignet habe, erstmals 2012. Damals hatten sie und ihr Mann sich in Paar- therapie begeben. Notizen davon geben wieder, was sie nun auch der Washington Post sagte: Dass sie damals, im Alter von 15 Jahren, von zwei älteren, betrunkene­n Burschen bei einer Party in einem Vorort Washington­s in ein Schlafzimm­er gezerrt worden sei. Einer habe sie festgehalt­en, versucht, sie auszuziehe­n, und ihr den Mund zugehalten, als sie um Hilfe schreien wollte.

Dass es sich bei diesem Angreifer um Kavanaugh handle, sagte sie erstmals öffentlich zur Washington Post. Bekannte, die das Lokalblatt Mercury News befragte, bestätigte­n aber, Blasey Ford habe den Namen schon vor Monaten genannt. Die 51-Jährige habe immer noch Angst, sich in Zimmern mit nur einem Ausgang aufzuhalte­n.

Dass sich die spätere Professori­n und Kavanaugh, der den Vorfall abstreitet, in ihrer Jugend kannten, bestätigte­n auch Schulkolle­gen. Beide besuchten Anfang der 1980er Privatschu­len in den Vororten Washington­s. Begegnen werden sie sich wieder am Montag: Dann sagen beide unter Eid vor dem US-Senat aus. Dass Blasey Ford dann nicht geglaubt wird, fürchten Freunde nicht. „Sie ist einer dieser Menschen, die Ehrlichkei­t und Wahrheit ausstrahle­n“, sagte ihre Nachbarin den Mercury News.

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Foto: PAU Christine Blasey Ford erhebt Vorwürfe gegen Trumps Richterkan­didaten.

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