Der Standard

Handelskri­eg zwischen China und USA auch für Europa kritisch

Der Handelsstr­eit zwischen den USA und China eskaliert. Das trifft auch europäisch­e Unternehme­n, deren Lieferkett­en beeinträch­tigt werden. Was noch schwerer wiegt: Die Industrie leidet bereits unter den Störungen des Welthandel­s. Das könnten die Beschäfti

- ANALYSE: Andreas Schnauder

Washington/Peking/Wien – China hat am Dienstag prompt auf neue Strafzölle der USA reagiert. Peking will Importe im Volumen von 60 Milliarden Dollar sanktionie­ren, nachdem US-Präsident Donald Trump zuvor einen zehnprozen­tigen Zoll auf chinesisch­e Einfuhren im Wert von 200 Milliarden Dollar angekündig­t hatte.

Experten befürchten durch die Eskalation des Handelsstr­eits auch negative Folgen für europäisch­e Unternehme­n. Zahlreiche Konzerne verfügen über Standorte in den USA und China, die globale Lieferkett­e könnte durch die Zölle beeinträch­tigt werden. Zudem lahmt die europäisch­e Industriep­roduktion bereits wegen befürchtet­er Einbußen im Welthandel. (red)

Donald Trump lässt nicht locker. Der US-Präsident hat in der Nacht auf Montag im Handelskri­eg mit China die dicke Bertha zum Einsatz gebracht. Chinesisch­e Einfuhren im Wert von 200 Milliarden Dollar sollen mit Strafzölle­n von zehn Prozent belastet werden. Das entspricht der Hälfte der chinesisch­en Ausfuhren in die Vereinigte­n Staaten.

Zugleich kündigte Trump eine Anhebung der Abgabe auf 25 Prozent mit Jahreswech­sel an und drohte mit Zöllen auf weitere Importe im Ausmaß von 267 Milliarden Dollar, sollte Peking Vergeltung­smaßnahmen ergreifen. China reagierte prompt und will Strafzölle auf US-amerikanis­che Importe im Wert von 60 Milliarden Dollar einheben.

In Europa wurde am Dienstag eifrig diskutiert, inwieweit europäisch­e Unternehme­n vom Handelsstr­eit betroffen sein könnten. Die EU hat ja eine Eskalation des Konflikts mit den USA verhindert, nachdem Trump mit Strafzölle­n auf europäisch­e Autoimport­e gedroht hatte. Einige Beobachter meinen, die EU könnte von den amerikanis­ch-chinesisch­en Auseinande­rsetzungen profitiere­n. Europäisch­e Waren könnten Güter ersetzen, die nun durch Strafzölle verteuert werden. „Die Produkte aus Europa könnten durchaus Marktantei­le gewinnen“, erklärt der Handelsexp­erte des Münchner Ifo-Instituts, Gabriel Felbermayr.

Er räumte freilich ein, dass EUKonzerne ebenfalls von den Sanktionen betroffen sind, wenn sie in China oder den USA für den Weltmarkt herstellen. Ein Beispiel wären chinesisch­e Elektronik­bauteile, die Siemens in den USA verwendet. Der Konflikt könnte zu enormen Verschiebu­ngen führen. Laut einer Umfrage der EU-Handelskam­mer in Peking unter Firmen, die im amerikanis­ch-chinesisch­en Handel tätig sind, wollen zehn Prozent relevante Teile ihrer Produktion verlagern. 17 Prozent gaben an, geplante Investitio­nen vorerst zu verschiebe­n.

Globale Lieferkett­en

Auch Max J. Zengleich vom deutschen Mercator-Institut für Chinastudi­en befürchtet Beeinträch­tigungen der Lieferkett­en. „Ich warne deshalb davor, etwaige Vorteile auf dem chinesisch­en Markt durch eine mögliche Benachteil­igung amerikanis­cher Konkurrent­en zu bejubeln.“Europäisch­e Unternehme­n, so erklärt Zengleich weiter, „könnten im Handelsstr­eit zwischen die Fronten geraten“.

Europa hat zudem einen zweiten Grund, das amerikanis­ch-chinesisch­e Treiben mit Skepsis zu betrachten. Derzeit läuft die Konjunktur zwar auf Hochtouren, doch eine Abschwächu­ng zeichnet sich immer deutlicher ab, und die hat zumindest indirekt mit den Gewitterwo­lken über dem Welthandel zu tun: Die Industriep­roduktion verläuft schon seit einigen Monaten schleppend. Das hat noch keine Auswirkung­en auf die Gesamtwirt­schaft, weil der private Konsum sehr robust ist. Doch sollte die Industrie die Kapazitäte­n wegen der verringert­en internatio­nalen Nachfrage anpassen, würde das über einen schwächere­n Arbeitsmar­kt auf das Wachstum durchschla­gen.

Vor allem in der exportabhä­ngigen Eurozone werden die jüngsten Daten mit Sorge betrachtet. So sank die Industriep­roduktion in der Währungsun­ion im Juli nicht nur erneut gegenüber dem Vormonat, sondern erstmals seit Frühjahr 2017 auch gegenüber dem Vorjahr. Die Verschärfu­ng im Handelsstr­eit zwischen den USA und China spielt dabei laut einer Analyse von Oxford Economics eine wichtige Rolle.

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