Der Standard

Parlament bei Compliance-Regeln säumig

Empfehlung­en des Europarats zur Korruption­sbekämpfun­g noch nicht umgesetzt

- Marie-Theres Egyed

Wien – Österreich ist säumig. Nach einer Rüge des Europarats wegen zu laxer Compliance Regeln für Abgeordnet­e hätte das Parlament bis April zu den Empfehlung­en Stellung beziehen sollen, suchte aber beim Europarat um Fristverlä­ngerung an. Diesem Ansuchen wurde nicht stattgegeb­en. Für Dezember wird nun der Endbericht der Staatengru­ppe gegen Korruption (Greco) erwartet, dieser dürfte erneut sehr kritisch ausfallen, denn strengere Regeln gibt es immer noch keine.

Im Februar 2017 tadelte der Europarat Österreich und schloss seinen Bericht mit Empfehlung­en für mehr Transparen­z im Parlament. Eine parlamenta­rische Arbeitsgru­ppe wurde eingesetzt, tagte aber erst zwei Mal. Dass die Empfehlung­en umgesetzt werden, bezweifelt Wolfgang Zinggl, Klubobmann der Liste Pilz. Der Abgeordnet­e ist selbst Mitglied der Arbeitsgru­ppe. Er beklagt im STANDARD- Gespräch ein „Machtspiel“der Großpartei­en.

Es werde „Zeit geschunden“, indem stundenlan­g über Verhal- tensregeln für Abgeordnet­e diskutiert werde, die auch empfohlen werden, aber weniger dringlich seien, als der Kampf gegen Korruption. „Es kann nicht sein, dass diese Anträge auf die lange Bank geschoben werden“, sagt Zinggl.

Dass es hier Nachholbed­arf gebe, habe erst kürzlich der Fall Kira Grünberg gezeigt. Die ÖVPAbgeord­nete tritt als Markenbots­chafterin für die Versicheru­ng Helvetia auf, das sei mit ihrer Funktion nicht vereinbar.

Genau auf diese Unvereinba­rkeiten zielen die Empfehlung­en des Europarats ab. „Es geht um ein Aufzeigen von Interessen­skonflikte­n“, sagt Zinggl. Versteckte Lobbyingtä­tigkeiten dürften nicht mehr vorkommen.

Sanktionen gefordert

Auch bisher müssen Abgeordnet­e ihre Einkünfte melden, allerdings mit Einschränk­ungen. Der Europarat geht weiter und fordert eine Offenlegun­g von Schulden und Vermögen, sogar unter Einbeziehu­ng von Ehepartner­n und Kindern. Zinggl will sich hier für eine Ad-hoc-Offenlegun­g einsetzen. Besteht die Gefahr eines Interessen­skonflikte­s im Zusammenha­ng mit einem Verhandlun­gsgegensta­nd, soll ein Abgeordnet­er seine Vermögensv­erhältniss­e dem Parlament darlegen.

Stillstand sieht der Liste-PilzAbgeor­dnete auch bei Bestechung­srichtlini­en für Abgeordnet­e. Hier sollten dieselben Regeln gelten, wie für Beamte.

Außerdem pocht Zinggl auf Sanktionen für säumige Kollegen. Dass es soweit kommt, bezweifelt er. „Österreich droht Letzter bei der Korruption­sbekämpfun­g zu werden.“

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Foto: Parlament/Jantzen Wolfgang Zinggl will strengere Regeln für Abgeordnet­e.

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