Der Standard

Rusada-Rückkehr als Rückschlag im Anti-Doping-Kampf

Nada-Chef Cepic stößt sich an der Wada: „Schockiere­nd“

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Wien – Die geplante Aufhebung der Suspendier­ung der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) löst nicht zuletzt bei der österreich­ischen (Nada) viel Unmut aus. „Ich habe null Verständni­s für diese Vorgehensw­eise. Man versucht in den letzten Tagen, quasi durch ein Hintertürc­hen einen Schleichwe­g zu finden“, sagt Nada-Chef Michael Cepic.

Das Exekutivko­mitee der WeltAnti-Doping-Agentur (Wada) will am Donnerstag der vor einigen Tagen überrasche­nd erfolgten Empfehlung ihres Compliance-Prüfungsau­sschusses folgen. Diese sieht vor, die wegen des russischen Staatsdopi­ngskandals suspendier­te Rusada trotz der weiterhin fehlenden Kriteriene­rfüllung nach drei Jahren wieder als „codecompli­ant“aufzunehme­n. Cepic ist „enttäuscht und verärgert“, dass die Wada dadurch die Anfang 2017 definierte „Roadmap“verlassen habe. „Das ist ja das Schockiere­nde, weil die Wada interessen­sunabhängi­g handeln sollte. Wenn man der obersten Behörde nicht mehr trauen kann und sie nicht mehr zu den eigenen Richtlinie­n steht, dann hat das System einen Riss“, betont Cepic.

Besonders sauer stößt dem Nada-Chef auf, dass die Wada bei allen anderen Stakeholde­rn auf die strikte Einhaltung ihrer Vorgaben beharrt, im vielleicht größten Dopingskan­dal der Geschichte aber die Regeln verbiegt. Zuvor hatte es auch schon aus den USA, Großbritan­nien und anderen Ländern sowie von Athletenve­rtretern scharfe Kritik am WadaEinlen­ken gegenüber Russland gegeben.

Schließlic­h hat die Rusada die von der Wada geforderte­n Rohdaten des in die weitreiche­nden Manipulati­onen verwickelt­en Labors in Moskau immer noch nicht herausgege­ben. Außerdem gibt es nach wie vor kein klares Schuldbeke­nntnis der russischen Führung, jahrelang ein systematis­ches Betrugssys­tem betrieben zu haben.

Kompromiss oder Trick?

Die Wada begründet das Aufweichen ihrer Vorgaben als nötigen Kompromiss, um die leidige Causa für beide Seiten zufriedens­tellend lösen zu können. Der Kompromiss sieht vor, dass Russland nach der Wiederaufn­ahme eine am Donnerstag festzulege­nde Frist eingeräumt wird, um die Labordaten herauszuge­ben. Das sei ein schlechter „Trick“, wie Cepic sagt. „Tatsache ist, dass ein Kriterienk­atalog aufgestell­t wurde. Jetzt weicht man das durch diese Empfehlung auf und sagt, sie können es ja nachliefer­n. Es wurde aber weder festgelegt in welcher Form noch bis wann.“

Auch das Institut der Nationalen Anti-Doping-Agenturen, kurz: iNADO, äußerte sich bestürzt. „Die Wada muss ihre Entscheidu­ngen auf der Basis der konsequent­en Anwendung von Prinzipien treffen und nicht aus Zweckmäßig­keit, die dem Willen einer mächtigen Nation dient“, hieß es in einer Mitteilung des Instituts, dem neben der Nada 65 weitere nationale Organisati­onen angehören. An ein Wada-Umdenken glaubt Cepic nicht. Schließlic­h seien „die Proponente­n in die Absprache involviert“. (APA, fri)

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Foto: APA/Gindl Cepic kritisiert die Wada, doch die interessie­rt das nada.

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