„Selbstwertkomplexe“
Wahrscheinlich lässt sich Love Island auf RTL II am besten mit einem Dialog aus der Show selbst beschreiben. „Wie gefällt dir deine neue Partnerin?“, fragt Muskelmännchen Nummer eins. Die Antwort von Muskelmännchen Nummer zwei: „Na genauso gut wie die alte. Dünn isse.“
Bäm! Kein verlogenes Gebrabbel um Hirn, Humor, Charakter. Hauptsache dünn isse.
Vielleicht macht derlei Love Island sogar zur ehrlichsten Kuppelshow im deutschen TV. Beim Zynikerformat wird erst gar nicht lange versucht, so zu tun, als ginge es um Liebe oder irgendwelche Werte. Stattdessen ist alles auf rudimentäre Triebe zusammengedampft, Fummelei, das hebt die Quote.
Drei Wochen sind 15 Singles in einen Luxusknast mit gemischtem Schlafsaal eingesperrt, um möglichst schnell zur Sache kommen. Wer keinen Partner findet, ist raus. Der Cast besteht deshalb ausnahmslos aus Menschen, für die ein Instagram-Account mit vierstelligen Followerzahlen Lebensziel ist, und die neben einer freiäugig zu diagnostizierenden Botox-Sucht auch eine ausgeprägte Textilallergie aufweisen.
So bekommt jeder, was er will. Der Zuseher pseudoauthentische Soft-Erotik, die Darsteller ihr Quäntchen Minimalprominenz. Dennoch ist letztlich ein wenig Mitleid mit den Protagonisten angebracht, selbst wenn sie meinen, dass sie wissen, was sie tun. „Selbstwertkomplexe kriegste da“, jammert eine, die bei der wirklich so genannten „Paarungszeremonie“aussortiert wurde, „und das vor Publikum.“
Love Island, das ist, als habe jemand die Niveaulosigkeit von Der Bachelor und Big Brother konsequent zu Ende gedacht und damit die perfekte Satire darauf geschaffen. pderStandard. at/TV-Tagebuch