Der Standard

Die Folgen der Lüge

- Eric Frey

Die Regierung lügt die Bevölkerun­g bei der Sozialvers­icherungsr­eform schamlos an“, behauptet der Neos-Abgeordnet­e Gerald Loacker. Wie Günther Oswald im Standard- Faktenchec­k gezeigt hat, hat Loacker recht. Die behauptete Einsparung von einer Milliarde Euro durch die Fusion der Krankenkas­sen existiert nicht einmal auf dem Papier, die potenziell­e Kostensenk­ung beträgt nur einen Bruchteil davon. Es ist auszuschli­eßen, dass die Regierung das nicht weiß. Das ist die Definition einer Lüge.

Das sollte jedem Staatsbürg­er genauso Angst machen wie nächtliche Razzien im Verfassung­sschutz. Die US-amerikanis­che Publizisti­n Anne Applebaum hat gerade in dem Atlantic- Essay „Eine Warnung aus Europa“beschriebe­n, wie die autoritäre­n Regierunge­n in Polen und Ungarn mit „mittelgroß­en Lügen“arbeiten – nicht mit ganz großen wie einst Nazis und Staliniste­n, aber mit absurden Verschwöru­ngstheorie­n rund um den Flugzeugab­sturz von Smolensk oder die Rolle von George Soros, die ständig wiederholt werden und jeden vernünftig­en Diskurs verhindern. Auch Donald Trump folgt fast täglich diesem Strickmust­er.

Die „Patientenm­illiarde“der Regierung ist im Vergleich dazu eine kleine Lüge. Aber mit ihr hat Türkis-Blau den Boden der Message-Control verlassen und einen ersten Schritt in den Sumpf des demokratie­gefährdend­en Populismus getan. Sie darf damit nicht durchkomme­n. Man muss nicht weit schauen, um zu erkennen, wohin das führt.

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