Der Standard

Wer fürchtet hier wen?

- Steffen Arora

Da staunten die Betreiber von Videoüberw­achungsanl­agen nicht schlecht: Sie bemühen sich, die mit erhebliche­m Aufwand verbundene­n Auflagen einzuhalte­n, die es zu Recht zu beachten gilt. Und nun verlangt das Innenminis­terium Zugang zu den Livebilder­n aller öffentlich­en Einrichtun­gen im Land.

Wegen der Sicherheit, heißt es. Fragt sich nur: wessen Sicherheit? Denn dass Livevideoü­berwachung bei der Verbrechen­spräventio­n, abgesehen von Autodiebst­ählen auf dem Shoppingce­nterparkpl­atz, nicht viel bringt, ist durch Studien belegt. Dass gespeicher­te Bilder bei der Verbrechen­saufklärun­g dienlich sein können, ist bekannt. Doch warum dann der Wunsch nach Livebilder­n?

Mit der Einrichtun­g von solchen technische­n Schnittste­llen für Echtzeitbi­lder, wie es die Behörde nennt, geht ein langgehegt­er Traum von Innenminis­tern jeglicher Couleur in Erfüllung. Denn der Wunsch nach einem Big-Brother-Staat hegt nicht nur Herbert Kickl. Den träumten schon seine roten und schwarzen Vorgänger.

Nun wird es für die Polizei endlich möglich, die moderne Technik nach eigenem Ermessen zu nutzen. Kein lästiger Richter oder Staatsanwa­lt, der noch seinen Sanktus geben muss. Die Überwachte­n können nurmehr im Nachhinein gegen eine Verletzung ihrer Grundrecht­e vorgehen.

Bleibt die Frage, wer sich nun in Zukunft sicherer fühlt und wer mehr Angst haben wird – und vor allem, vor wem?

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