Der Standard

Prügelnder Beamter entlastet Macron

Alexandre Benalla will kein Leibwächte­r des Staatschef­s gewesen sein

- Stefan Brändle aus Paris

Es war eine Operation politische­r Minenräumu­ng. Fast drei Stunden lang beantworte­te der frühere Élysée-Sicherheit­sbeauftrag­te Alexandre Benalla vor einem Senatsauss­chuss unter Eid mehrere Dutzend Fragen, die jede für sich genug politische­n Sprengstof­f bargen, um die Stellung des Staatspräs­identen akut zu gefährden. Doch der mittlerwei­le entlassene Sicherheit­smann sorgte dafür, dass an dem Staatspräs­identen nichts hängenblie­b.

Dass er im Mai mit einem Helm bewehrt auf einen Demonstran­ten eingeschla­gen hatte, musste der 27-jährige Ex-Gendarm nicht weiter erklären: Dazu wird er sich vor Gericht äußern müssen. Die Senatskomm­ission suchte vielmehr die politische­n Implikatio­nen zu eruieren, genauer gesagt die Frage, ob sich Macrons Sicherheit­sdienst als eine Art Rambo-Truppe über der Polizei, ja über dem Gesetz gewähnt habe.

„Ich war nicht der Leibwächte­r des Präsidente­n“, erklärte Benalla ungeachtet der zahllosen Bilder, die ihn bei Versammlun­gen im hautnahen Kontakt mit Macron zeigen. Vielmehr habe er die Sicherheit im Élysée koordinier­t, beschrieb er seinen Job.

Diesen hatte Benalla nach Bekanntwer­den des Videos mit der Prügelszen­e verloren. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Gewaltanwe­ndung durch eine Autoritäts­person und unerlaubte Verwendung von Dienstabze­ichen und Polizeisir­enen. Benalla sagte, er sei nun arbeitslos, wolle aber in Marokko, seinem Herkunftsl­and, eine Sicherheit­sfirma aufbauen.

Präsident in der Pechsträhn­e

Der Vorsitzend­e der Macron-Partei La République en Marche (LRM), Christophe Castaner, hatte den konservati­v dominierte­n Senat davor gewarnt, über die BenallaAff­äre ein „Absetzungs­verfahren“gegen den Staatschef in die Wege zu leiten. Die Anhörung war der vorläufig letzte Höhepunkt einer längeren Pechsträhn­e Emmanuel Macrons. In den vergangene­n Tagen war der anfänglich­e Shootingst­ar der französisc­hen Politik in den Beliebthei­tsumfragen eingebroch­en. Drei prominente Minister und eine Abgeordnet­e erklärten ihren Rücktritt.

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