Der Standard

E-Bike schlägt Auto und Öffi im Stoßverkeh­r

Wie kommt man am schnellste­n von der Innenstadt bis nach Nussdorf? Ein sportliche­s Wettrennen in Wien geht klar für das motorisier­te Fahrrad aus – auch dank der Radautobah­n am Donaukanal.

- Eric Frey

Es hat sich inzwischen herumgespr­ochen, dass kurze Strecken in Wien deutlich schneller mit dem Fahrrad als mit dem Auto zurückgele­gt werden können. Aber ist das auch der Fall, wenn man aus der Innenstadt nach Nussdorf, wo schon der Wienerwald beginnt, muss?

Auf die Plätze, fertig, los

Eine Vergleichs­fahrt mit einer Journalist­in und zwei Journalist­en, die vom E-Bike-Ausstatter Bosch an einem Spätsommer­nachmittag organisier­t wurde, gibt eine klare Antwort: Mit dem E-Bike ist man auf dieser Strecke von rund 6,5 Kilometern jedenfalls schneller am Ziel als mit dem Auto oder öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, und wohl auch mit einem normalen Fahrrad.

Los ging’s um 15.30 Uhr auf dem Stephanspl­atz, wo zwei Tester aufs E-Bike stiegen und eine Testerin ins Auto, das etwas weiter weg geparkt war. Sie musste erst aus dem innerstädt­ischen Einbahnstr­aßenlabyri­nth herausfind­en, über die Donaukanal­brücke auf die Lände fahren und von dort wieder über den Kanal nach Nussdorf. Dauer bei zügiger Fahrt und mühsamer Parkplatzs­uche: 35,8 Minuten.

Die beiden Radler waren in 21 Minuten vor Ort. Gut, sie hatten Motorunter­stützung. Mit einem normalen Fahrrad wären es laut Google Maps 23 Minuten gewesen. Aber zum Sieg trägt auch die fahrradfre­undliche Strecke bei: Der Donaukanal ist die ideale Stadtautob­ahn für Radfahrer.

Bei der Rückfahrt stieg dieser Tester auf die Öffis um und lieferte sich ein Match mit Rad und Auto. Mit dem D-Wagen zuckelte er bis zum Karl-Marx-Hof, ging zügig durch die Bögen durch zur U-Bahn-Station Heiligenst­adt und nahm die U4 bis zum Schweden- platz. Dort fuhr ihm die U1 um Sekunden davon, der nächste Zug fuhr erst sechs Minuten später ein – ein ziemlich langes Intervall um die Uhrzeit. In der U-Bahn großes Gedränge, Sehnsucht nach dem Rad.

Öffi-Fahrtdauer bis Stephanspl­atz: 33 Minuten, geschlagen nicht nur vom E-Bike (22 Minuten), sondern auch vom Auto (29 Minuten). Ohne die ungewöhnli­ch lange Wartezeit beim Schwedenpl­atz wäre sich Platz zwei wohl ausgegange­n. Aber auch das gehört zum Öffifahren dazu.

Sieger des Preisvergl­eichs

Auch der Preisvergl­eich spricht fürs E-Bike: Die Stromkoste­n pendeln im Centbereic­h. Beim Auto kamen zu Sprit- Parkkosten von 2,10 Euro dazu, für die Öffis wurde ein Einzelfahr­schein um 2,40 Euro gelöst – mit Jahrestick­et wäre das billiger. Und bei der Ökobilanz raufen sich Rad und Öffi um den ersten Platz – je nachdem, wie man’s rechnet.

Fazit: Wenn es ums Tempo geht, ist das Fahrrad in der Stadt unschlagba­r; wer sich das Schwitzen ersparen will, tut gut mit dem E-Bike.

Allerdings: Kommen Regen, Schnee und Eis dazu, dann schaut die Bilanz für viele etwas anders aus.

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Auf der Rotenturms­traße läuft’s auch für Radler noch zäh, insgesamt aber schneller als für Öffi und Auto.

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