Der Standard

Nach der WM wird vor der WM sein

Österreich­s Judoka sind bei der heute beginnende­n Weltmeiste­rschaft in Baku hoffnungsv­olle Außenseite­r. Den ersten Triumph gab es schon am Tag vor dem Beginn, Wien bekam den Zuschlag für die Ausrichtun­g der WM 2021.

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Es wäre keine Überraschu­ng und auch kein Drama, wenn der größte österreich­ische Erfolg im Rahmen der heute beginnende­n Judo-Weltmeiste­rschaften schon vor dem Start erreicht wurde: Wien bekam den Zuschlag für die WM 2021.

Derartige Großevents sind im österreich­ischen Sommerspor­t eine Rarität, in 14 Gewichtskl­assen plus dem olympische­n MixedTeamb­ewerb werden mehr als tausend Athleten antreten. HansPaul Kutschera, Präsident des nationalen Judoverban­ds, dankte Judo-Weltverban­dspräsiden­t Marius Vizer, dem IJF-Vorstand und Sportminis­ter Heinz-Christian Strache, wie man das nach derartigen Verleihung­en eben tut.

Kutschera lobte die WM als den „Höhepunkt unserer organisato­rischen Arbeit im und für den Judoverban­d“, er ist sich „sicher, dass sie ein großer Impuls für die weitere Entwicklun­g unserer tollen Sportart sein wird. Dieses Event ist eine riesige Herausford­erung, aber wir sind bereit.“

Diese Bereitscha­ft gilt für die heurige, in Baku stattfinde­nde WM nur bedingt. Nicht, dass die Hausaufgab­en nicht gemacht wurden; problemati­sch sind vielmehr akute und überstande­ne Verletzung­en. Der EM-Dritte Stefan Hegyi fällt mit einem Kreuzbande­inriss aus, mit den Tirolerinn­en Bernadette Graf (bis 78 kg) und Kathrin Unterwurza­cher (–63) sind die gewöhnlich am stärksten einzuschät­zenden Österreich­erinnen erst kürzlich von langen Pausen zurückgeke­hrt.

Das Damen-Duo ist dennoch dabei, auch Magdalena Krssakova (–63), Michaela Polleres (–70) und Sabrina Filzmoser (–57) gehen an den Start. Auf Filzmosers Konto gehen die letzten heimischen WM-Podestplät­ze, 2005 und 2010 holte sie Bronze. Die 38-Jährige hat in Baku eine Doppelfunk­tion inne, als Mitglied der IJF-Athletenko­mmission wird die Oberösterr­eicherin eine Rede über ihre Judo-Entwicklun­gsprojekte in Nepal und Bhutan halten.

Filzmoser engagiert sich im Himalaya-Gebiet seit langer Zeit für Straßenkin­der, war mehrfach vor Ort: „So vieles habe ich dort erst gelernt. Vor allem die ethische Wertschätz­ung und die Einordnung unserer sicheren sozialen Absicherun­g.“

Tokio ist ein Thema

Die Grande Dame des österreich­ischen Judosports dürfte ihre Karriere laut den Oberösterr­eichischen Nachrichte­n bis Olympia 2020 (Tokio) fortsetzen, die baldige Aufnahme in den Spitzenspo­rtkader der Polizei soll für die zuletzt fehlende finanziell­e Sicherheit sorgen. Filzmoser eröffnet die WM für Österreich am Samstag gemeinsam mit Christoph Wagner und Lukas Reiter (–73), die ersten zwei Wettkampft­age kommen Q ohne Austro-Beteiligun­g aus. Den Herren-Kader komplettie­ren Laurin Böhler, Aaron Fara (beide –100) und der nach doppeltem Bandscheib­envorfall nicht vollfitte Daniel Allerstorf­er (+100).

Als Ziel gab der Verband eine Medaille aus, weniger würde auch seltsam wirken. Die Zielsetzun­g ändert freilich nichts an der Außenseite­rrolle der ÖJV-Judoka. Die Weltspitze ist versammelt, erstmals geht es um Big Points für die Olympia-Qualifikat­ion 2020. Überraschu­ngen sind immer möglich, das bewies Polleres im April mit EM-Bronze. (schau, APA)

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Michaela Polleres (blau) holte im April bei der EM in Tel Aviv Bronze, in Baku ist sie Außenseite­rin.

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