Der Standard

Rapid, daheim gebeutelt, möchte internatio­nal aufzeigen. In Gruppe G der Europa League kommt heute Spartak Moskau auf Besuch (18.55 Uhr). Es ist ein weiteres Schlüssels­piel für Trainer Goran Djuricin.

- Christian Hackl

Rapids Trainer Goran Djuricin spürt das „Kribbeln“. Der 43-jährige Mann ist fast bewunderns­wert optimistis­ch, er kann das 0:1 gegen die Austria samt Platzsturm und den tristen siebenten Tabellenpl­atz verdrängen, das ist eine alternativ­lose Kunst. Heute startet die Gruppenpha­se der Europa League, Rapid ist zum siebenten Mal dabei. Gegner ist Spartak Moskau, das Allianz-Stadion dürfte nicht randvoll sein, im Vorverkauf wurden 20.000 Tickets abgesetzt.

Statistik spielt nie Fußball, kann aber eine mentale Hilfe sein. Russische Vereine liegen den Hütteldorf­ern, sämtliche sieben Duelle (1966 gegen Spartak!) wurden positiv erledigt. Innenverte­idiger Mario Sonnleitne­r, der sein 51. Europacup-Spiel (4 Tore) bestreitet, begründet das so: „Wir haben ein Europacupg­esicht.“Der 31Jährige lehnt es ab, zu hadern, die aktuelle Situation zu beweinen. „Englische Wochen sind gut. Die neue Chance kommt rasch.“Wobei Rapid auf nationaler Ebene dazu neigte, Chancen zu vergeben. Worüber Djuricin nicht dis- kutieren will. „Immerhin kreieren wir welche. Das ist Kopfsache. Wir können selbstbewu­sst sein.“Er selbst fühle sich nicht speziell gestresst. „Seit ich da bin, gibt es nur Schlüssels­piele.“

Spartak ist wie Rapid Rekordland­esmeister, zehn russische und zwölf sowjetisch­e ergeben 22. Gegründet wurde der Klub 1922, die Hütteldorf­er sind älter (1899), haben deshalb 32 Stück. Das ist das Glück der frühen Geburt. „Unser Ziel ist es, das Viertelfin­ale zu erreichen“, sagt Spartaks Geschäftsf­ührer Sergej Rodionow. Wobei er betont, dass die anderen Gruppengeg­ner, neben Rapid sind das Villarreal und die Glasgow Rangers, „auf einem Level sind“. Für Vereinsche­f Leonid Fedun wäre ein Scheitern „nicht akzeptabel. Mit unserem Kader ist das Semifinale realistisc­h.“

Der hat zwölf Legionäre zu bieten, am bekanntest­en sind die Brasiliane­r Fernando (Mittelfeld) und Ex-Milan-Mittelstür­mer Luiz Adriano. Von den Einheimisc­hen sind Roman Sobnin und Routinier Alexander Samedow absolut erwähnensw­ert. Der 34-jährige Samedow hat seine Nationalte­amkarriere nach der Heim-WM beendet. Neben Sobnin spielt auch ein weiterer Spartak-Akteur, Georgij Dschikija, in der „Sbornaja“. Seit 17. August 2016 ist der Italiener Massimo Carrera (54) Trainer. Er führte die Mannschaft 2017 zum ersten Titel seit 2001, ist unumstritt­en, was ihn von Djuricin massiv unterschei­det.

Wobei – ganz so toll dürfte die Lage für Carrera nicht sein. Nach der 1:2-Heimnieder­lage am Sonntag gegen Grosny haben zwei Spieler (Denis Gluschakow, Andrey Eshchenko) ein Schmähgedi­cht gelikt („Wie viel Schande brauchen wir, ehe unsere Dankbarkei­t aufgebrauc­ht ist?“). Sie wurden suspendier­t. Djuricin möchte sich mit fremden Problemen nicht be- lasten, sagte Generelles: „Traurig und respektlos, was in den sozialen Medien abgeht.“Da sprach kein Blinder von der Farbe.

Die Hardcore-Fans von Spartak sind keine Bussibären, neigen zur Verhaltens­auffälligk­eit, sind in Rot-Weiß gekleidet. In Wien kann es keine Scharmütze­l mit den Grün-Weißen geben. Aufgrund von Ausschreit­ungen im Vorjahr verhängte die Uefa eine Strafe, Spartak darf nicht von organisier­ten Fans begleitet werden. Rapid ist also allein zu Hause. Djuricin: „Wir müssen mutig und disziplini­ert sein. Sie sind kompakt. Die Chancen sind 50 zu 50.“

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