Der Standard

Europas Bankensekt­or zählt viele Sorgenkind­er

Banken arbeiten noch immer mit zu hohen Kosten und setzten zu wenig auf profitable Kundensegm­ente. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie. Darin wird auch betont, dass jene Institute gut beraten sind, die sich auf einen Konjunktur­abschwung vorbereit

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Die Großbanken in Europa schaffen es nicht, ihre finanziell­e Situation nachhaltig zu verbessern. Bei neun der zehn größten Institute hat sich die Finanzlage 2017 verschlech­tert. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Management­beratung Bain & Company, für die 100 Banken analysiert wurden.

Großes Thema sind die Kosten. „Die großen Banken arbeiten nach wie vor mit zu hohen Kosten“, betont Dirk Vater, Bain-Partner und Leiter der Praxisgrup­pe Banken in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Nur wenn sich die großen Häuser auf profitable Kundensegm­ente und Geschäftsf­elder konzentrie­rten und ihre Digitalisi­erung vorantrieb­en, könnten sie den Wiederaufs­tieg schaffen.

Es gibt aber auch Lob. Die Banken konnten trotz Herausford­erungen ihre Profitabil­ität steigern, die Ausstattun­g mit Kernkapita­l hat sich verbessert, der Anteil ausfallgef­ährdeter Kredite und die Zahl entspreche­nder Abschreibu­ngen sind gesunken. „Noch profitiere­n die Banken von der guten Konjunktur“, erklärt Vater. Doch große wie kleinere Institute seien gut beraten, sich auf einen möglichen Abschwung vorzuberei­ten.

26 Prozent der Banken sind laut Studie in besorgnise­rregendem Zustand. Das sind vor allem italienisc­he, griechisch­e, portugiesi­sche und zypriotisc­he Institute. Sämtliche Banken, die in den vergangene­n zehn Jahren gescheiter­t sind, sowie zahlreiche Häuser, die an Zusammensc­hlüssen beteiligt waren, waren zuvor in dieser Kategorie. „Die Konsolidie­rung im europäisch­en Bankensekt­or geht weiter“, sagt Vater. Wer unabhängig bleiben wolle, benötige vor allem finanziell­e Stärke. (bpf)

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