LESERSTIMME
Lernen, nicht Wissen lernen
Betrifft: „Wie digital soll das Bildungssystem der Zukunft sein?“Kommentar der anderen von Konrad Paul Liessmann der Standard, 3. September 2018
Sehr geehrter Herr Liessmann!
Ich habe Ihren Kommentar „Wie digital soll das Bildungssystem der Zukunft sein?“gelesen und möchte dazu Stellung nehmen, da ich selber Schülerin bin und ich es für einen notwendigen Schritt halte, diese rasante Digitalisierung der Bildungswege zu hinterfragen sowie zu analysieren.
Sie schreiben: „Wir verwechseln die Möglichkeit des Zugriffs auf Wissen mit dem Wissen selbst.“Ich stimme Ihnen zu, dass der Wissensdurst der Schülerinnen und Schüler wohl gedämpft wird, wenn der Zugriff auf Informationen nur einen Klick entfernt ist. Dennoch ist die Zielsetzung des Schulunterrichts eine ganz andere: Wir sollen Lernen lernen. Dabei ist das Wissen an sich zweitrangig.
Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht, gleichsam wandelnder Enzyklopädien, Informationen sammeln und, beispielsweise, komplizierte Mathe-Formeln, den Pantoffeltierchen-Aufbau oder die Darstellung chemischer Reaktionen ein Leben lang beherrschen.
Selbst in der Erwachsenen-Welt ist so eine „Datensammlung“nicht erforderlich. Ein Rechtsanwalt, beispielsweise, muss nicht alle Regelungen kennen, doch er muss wissen, wo er nachschlagen kann.
Gerade dieses Grundwissen, eine gewisse Strukturkenntnis oder eine Grundlogik müssen wir in der Schule erlernen, um die digitale Medien richtig nutzen und qualitativ hochwertige Information von Unwissen unterscheiden zu können. Mercédès Kuzmanov Schülerin, 17 Jahre 1060 Wien