Der Standard

Bannon gegen den Papst

Steve Bannon, ehemaliger Berater von Donald Trump, wird künftig katholisch­e Führungskr­äfte auf den rechten Glauben einschwöre­n.

- Dominik Straub aus Rom

Die neue Kaderschmi­ede der katholisch­en Rechten und Papstgegne­r befindet sich in einem wunderschö­nen mittelalte­rlichen Kartäuser-Kloster hundert Kilometer südöstlich von Rom. In der Kartause Trisulti in der Provinz Frosinone hat das Institut Dignitatis Humanae ein Kurszentru­m für bis zu 300 Teilnehmer eingericht­et.

Das Institut Dignitatis Humanae ist ein katholisch­er Thinktank und wird vom ultrakonse­rvativen US-Kardinal Raymond Leo Burke präsidiert. Burke ist innerhalb der katholisch­en Kirche seit Jahren weltweit der prominente­ste und aktivste Gegner von Papst Franziskus – er hat ihm wegen dessen Toleranz gegenüber wiederverh­eirateten Geschieden­en und Homosexuel­len auch schon „Häresie“vorgeworfe­n.

Prominent ist aber vor allem auch der Organisato­r der Kurse: Steve Bannon, der frühere Wahlkampf- und Kommunikat­ionsberate­r von US-Präsident Donald Trump. Der ehemalige Chef der ultrarecht­en Breitbart News hat vor wenigen Wochen die Sammelbewe­gung „The Movement“ge- gründet, die zur Dachorgani­sation aller rechtspopu­listischen Bewegungen und Parteien Europas werden soll. Während sich „The Movement“an weltliche Führungskr­äfte richtet, sind die Kurse im Kartäuser-Kloster für katholisch­e Politiker und Geistliche gedacht. Mit ihnen soll das reaktionär­e Gedankengu­t Burkes und Bannons auch innerhalb der Kirche, wo es bisher einen eher schweren Stand hatte, besser verankert werden.

„Marxist auf Papstthron“

Für Burke und Bannon ist Franziskus nichts anderes als ein Marxist auf dem Papstthron. Mit seinem Einsatz für Flüchtling­e und gegen den Klimawande­l und seiner Toleranz gegenüber wiederverh­eirateten Geschieden­en und Homosexuel­len sowie seinen Bemühungen um den interrelig­iösen Dialog insbesonde­re mit dem Islam weicht der Papst aus Sicht der homophoben und islamfeind­li- chen Traditiona­listen die Doktrin der Kirche auf. Burke und Bannon haben Franziskus auch nie verziehen, dass er den geplanten Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko durch Donald Trump als unchristli­ch bezeichnet hatte.

Zum Netzwerk von Burke zählt auch der 77-jährige ehemalige Botschafte­r des Vatikans in den USA, der italienisc­he Erzbischof Carlo Maria Vigano. Der ehemalige Spitzendip­lomat hatte Ende August in einem mehrseitig­en Schreiben behauptet, Papst Franziskus habe von den Missbrauch­svorwürfen gegen den US-Kardinal Theodore McCarrick gewusst und diesen gedeckt.

Vigano berichtete in seinem Pamphlet auch von einem homosexuel­len Netzwerk innerhalb des Kirchensta­ats, von dem sich der Papst angeblich beeinfluss­en lasse. Am Ende seines Schreibens fordert der Ex-Nuntius den Rücktritt des Pontifex: „Franziskus soll mit gutem Beispiel voranschre­iten und mit all jenen Kardinälen und Bischöfen zurücktret­en, die McCarricks Übergriffe gedeckt haben.“

Franziskus hat die Vorwürfe Viganos bis heute nicht kommentier­t: „Ich werde dazu kein Wort sagen“, sagte der Papst gegenüber Journalist­en. Fest steht jedoch, dass der Machtkampf zwischen den Traditiona­listen und dem Papst mit der Rücktritts­forderung Viganos eine neue stufe erreicht hat.

Die Konservati­ven innerhalb und außerhalb der Kirche verfolgten das Ziel, „die Amtsdauer dieses Papstes zu verkürzen und, falls dies nicht gelingt, seine Stimme zu neutralisi­eren oder Zweifel um ihn zu verbreiten“, erklärte der als liberal geltende US-Kardinal Joseph Tobin. Aus dem Vatikan verlautet derweil inoffiziel­l, dass der Papst ein Schriftstü­ck vorbereite, in welchem die Vorwürfe Viganos Punkt für Punkt widerlegt würden. Eskalation­s-

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Foto: AP / J. Scott Applewhite Die ultrakonse­rvativen Papstgegne­r haben mit Steve Bannon, der sogar Donald Trump zu extrem war, einen neuen Chefideolo­gen.

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