Der Standard

Manafort- Geständnis belastet „Hapsburg“

Im Rahmen der Hapsburg Group hat Alfred Gusenbauer über Monate tausende Euro erhalten. Dass das Geld über Paul Manafort von der ukrainisch­en Regierung kam, zeigt nun dessen umfangreic­hes Geständnis.

- Anna Sawerthal

Das Podium war im Oktober 2012, kurz vor den Wahlen in der Ukraine, hochkaräti­g besetzt – mit einem Ex-EU-Kommission­spräsident­en, einem früheren polnischen Staatspräs­identen und EU-Parlamenta­rier und einem ehemaligen österreich­ischen Kanzler. Romano Prodi, Aleksander Kwaśniewsk­i und Alfred Gusenbauer diskutiert­en in Berlin über „Die Ukraine und die EU: Wahlen, Integratio­n und wirtschaft­liche Probleme“. Angeregt hatte die Veranstalt­ung das European Centre for a Modern Ukraine (ECMU) mit Sitz in Brüssel.

Dass dieser Thinktank eigentlich auf Geheiß der ukrainisch­en Regierung von Wiktor Janukowits­ch eingericht­et wurde, war nicht ersichtlic­h. Auch nicht, dass die drei Herren auf dem Podium eigentlich dafür bezahlt wurden, politisch Stimmung zu machen, und zwar für eine Annäherung der Ukraine an die EU. Sie waren Teil der sogenannte­n Hapsburg Group und tourten zwischen 2012 und 2014 mit dieser Message durch Europa. Ob sie wussten, dass auch ihre Honorare von Janukowits­ch kamen, ist offen.

Gusenbauer dachte, sein Honorar von einer US-amerikanis­chen Firma erhalten zu haben, sagte er der BBC im Februar, als die Vorwürfe zum ersten Mal aufkamen. Diese Firma wiederum wurde von Paul Manafort, später Wahlkampfl­eiter Donald Trumps, beauftragt. Das ist nun in Manaforts Geständnis vor Sonderermi­ttler Robert Mueller von vergangene­r Woche belegt. Es lässt keine Zweifel darüber, dass die Hapsburg Group existiert hat und ihre Aktivitäte­n vom Janukowits­ch-Regime finanziert wurde – mit oder ohne Wissen der Beteiligte­n.

„Unabhängig­e Experten“

Manafort hat sie 2012 gegründet, mit dem Ziel „eine kleine Gruppe von hochrangig­en, europäisch­en, einflussre­ichen Spitzenpol­itikern und politisch glaubwürdi­gen Freunden zu sammeln, die informell und ohne sichtbare Beziehung zu der ukrainisch­en Regierung agieren können“. Geheimhalt­ung war Teil des Plans: Die „unabhängig­en Experten“würden für Janukowits­ch sprechen, und die Vorgänge um die zu der Zeit inhaftiert­e, geschasste Julia Timoschenk­o kleinreden. Am Ende war die Arbeit erfolglos – die Annäherung scheiterte, Janukowits­ch wurde nach Protesten auf dem Maidan 2014 gestürzt.

Insgesamt sollen zwischen Manafort und Janukowits­ch 60 Millionen Euro geflossen sein, per Schwarzgel­d und Geldwäsche. Über mindestens vier OffshoreKo­nten hat Manafort 2012 und 2014 zwei Millionen Euro an die Hapsburg Group bezahlt. Um die europäisch­e Steuer zu umgehen, stand „fälschlich­erweise in dem Vertrag mit der Hapsburg Group, dass deren Tätigkeite­n nicht in Europa stattfinde­n würden“, heißt es im Geständnis.

Gusenbauer soll monatlich 30.000 Euro erhalten haben, berichtete Bloomberg im Juni, als ein unredigier­tes Memo von Mueller für einige Stunden online stand. Demnach berichtete ein ManafortMi­tarbeiter 2012: „Alfred Gusenbauer ist bereit dazu, diskret zu sein.“Am Telefon habe er die Idee gutgeheiße­n, „aus dem Untergrund“zu kommentier­en. Gusenbauer entgegnete, er habe Reden gehalten in der Überzeugun­g, dass eine Annäherung der Ukraine an die EU gut wäre. Die Herkunft des Geldes habe er nicht infrage gestellt. Der Plattform Addendum versichert­e er, sein Honorar in Österreich versteuert zu haben.

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Im Sommer 2008 trank Alfred Gusenbauer noch als Kanzler mit der damaligen ukrainisch­en Premiermin­isterin Julia Timoschenk­o Champagner in Kiew. Ab 2012 lobbyierte er gegen sie.

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