Stopp der Waldräumung
Nach Unfalltod im Hambacher Forst keine Polizeiaktion
Berlin – Nach dem Unfalltod eines Bloggers im Hambacher Forst (Nordhrein-Westfalen) hat die Landesregierung die Räumung des Waldes vorerst gestoppt. „Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, ich kann das zumindest nicht. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU).
Blogger Steffen M. war am Mittwoch im Forst, als die Polizei weitere Baumhäuser von Aktivisten räumte, um den Wald für die Rodung vorzubereiten. Der Energieversorger RWE will im Hambacher Forst seinen Braunkohleabbau vorantreiben.
Steffen M. lief über eine Hängebrücke, um die Polizeiaktion besser filmen zu können, die Brücke allerdings war beschädigt. M. fiel 15 Meter in die Tiefe und erlag seinen schweren Verletzungen. „Nach dem bisherigen Ergebnis der Ermittlungen liegen keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden Dritter vor“, teilte die Staatsanwaltschaft Aachen am Donnerstag mit. Während des Todessturzes lief die Helmkamera des Bloggers weiter, das Material wird noch ausgewertet.
Das Aktionsbündnis „Hambi bleibt“forderte Polizei und RWE auf, den Wald sofort zu verlassen und „diesen gefährlichen Einsatz zu stoppen“. Denn: „Es dürfen keine weiteren Menschenleben gefährdet werden.“RWE teilte mit: „Wir sind zutiefst erschüttert und bedauern den tragischen Unfall im Hambacher Forst sehr. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen des Verstorbenen.“
Umweltschützer halten den Wald seit sechs Jahren besetzt, manche Baumhäuser befinden sich in einer Höhe von 25 Metern. Vor einer Woche hat die Polizei mit einem Großaufgebot damit begonnen, die Baumhäuser zu räumen und abzureißen. Bis Mittwoch waren laut Polizei 39 von 51 Baumhäusern geräumt.
Reul appellierte nach dem Todessturz an die Aktivisten, den Wald freiwillig zu verlassen, was diese nicht tun wollen. Die Räumungen durch die Polizei werden vermutlich am Montag weitergehen. (bau)