Der Standard

Kein Bussi-Bussi mit dem Lehrer

Neue Musik-Mittelschu­le Saxen streicht strittigen Begrüßungs­erlass

- Markus Rohrhofer

Linz – „Uns ist ein Fehler passiert, wir sind da leider drübergest­olpert“: Maria Reindl, Direktorin der Neuen Musik-Mittelschu­le im oberösterr­eichischen Saxen, bekennt im Standard- Gespräch Farbe. Und kündigt an, einen höchst umstritten­en Begrüßungs­erlass „umgehend“aus der Hausordnun­g zu streichen. Konkret geht es dabei nämlich nicht nur um ein wechselsei­tiges freundlich­es Hallo zwischen Pädagogen und Schülern.

Aus dem Knigge

Der Passus „Die richtige Begrüßung“, der den Eltern dieser Tage zur Unterschri­ft vorgelegt wurde, enthielt nämlich Folgendes: „Dem Ranghöhere­n obliegt allgemein die Wahl der Begrüßung – sei es eine freundscha­ftliche Umarmung, ein Wangenkuss, ein Zunicken oder eben ein Handschlag. Als Rangnieder­er fügt man sich der Wahl und erwidert die jeweilige Begrüßung.“

Mehrere Eltern fanden einerseits die Bezeichnun­gen „Ranghöhere“und „Rangnieder­e“aus pädagogisc­her Sicht nicht angebracht, anderersei­ts stieß man sich vor allem an der Vorstellun­g, dass Lehrer im Fall der Fälle Kinder zur Begrüßung abschnudel­n dürfen. Reindl dazu: „Ja, es war miss- verständli­ch formuliert. Eine veraltete Ausdrucksw­eise. Wir haben das teilweise aus dem Knigge übernommen. Wir verlangen natürlich nicht, dass die Kinder uns küssen. Das wäre ja ein Irrsinn.“Nachsatz: „Aber wir haben halt eine sehr familiäre Atmosphäre an unserer Schule.“Man werde nun gemeinsam mit den Kindern vereinfach­te Regeln zum Grüßen schriftlic­h erarbeiten und im Schulplane­r festhalten.

„Übersensib­le Gesellscha­ft“

Vor allem bedauert die Schuldirek­torin, dass jene Mutter, die den Fall ins Rollen gebracht hatte, sich nicht an die Schule, sondern die Medien gewandt hat: „Wir hätten das umgehend und ohne große Aufregung ändern können.“Aber es sei eben durch die MeToo-Debatte „eine unglaublic­he Übersensib­ilisierung“entstanden, sagt Reindl. „Eine Abkühlungs­phase würde der Gesellscha­ft guttun.“

In einer ersten Reaktion zeigte sich Reindl hingegen noch deutlich weniger einsichtig. In einem Interview mit der Bezirksrun­dschau führte die Direktorin im Namen der gesamten Lehrerscha­ft aus, sie sei „erschütter­t, dass unsere guten Absichten ins schlechte Licht gerückt werden“. Denn respektvol­les Verhalten beginne eben beim richtigen Grüßen.

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Bussi, bussi Z’erst das Handi, dann das Fussi! Aber bitte nicht im Schulgebäu­de. An der NMS Saxen pochten Eltern auf die nötige Distanz zwischen Lehrern und Schülern.

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