Der Standard

Soforthilf­etrupps für Lehrkräfte in Notlagen

Ludwig gegen finanziell­e Strafen für Eltern

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Wien – Am Mittwoch traf der Wiener Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky die Lehrerin Susanne Wiesinger zu einem Gespräch. Wiesinger hat in ihrem Buch Kulturkamp­f im Klassenzim­mer die Integratio­nsprobleme in Wiener Schulen sowie den Druck auf Lehrkräfte thematisie­rt und eine breite politische Debatte angestoßen. Am Donnerstag präsentier­ten Czernohors­zky und Bürgermeis­ter Michael Ludwig (beide SPÖ) ein Maßnahmenp­aket, das Lehrkräfte­n vor allem in Brennpunkt­schulen helfen soll.

So soll ein Soforthilf­etelefon eingericht­et werden, an das sich Lehrerinne­n und Lehrer direkt – ohne Einhaltung des Dienstwegs – wenden können. Angesiedel­t ist dieses bei der Kinder- und Jugendanwa­ltschaft, später soll daraus eine Stabsstell­e beim Stadtschul­rat werden. Auch Schüler sollen bei Problemen anrufen können. Wenn die Lehrkraft den Eindruck hat, dass das akute Problem in der Schule durch telefonisc­he Ratschläge nicht gelöst wird, kann laut Ludwig ein Soforthilf­etrupp eingesetzt werden. Dieser soll nicht nur aus Schulsozia­larbeitern und -psychologe­n sowie Beratungsl­ehrern bestehen, sondern auch aus Grätzelpol­izisten. Wenn Gewalt in der Schule und im Elternhaus auffällig wird, soll diese Gruppe auch Kriseninte­rvention betreiben.

Details, wie viele Trupps es geben wird, nannte Ludwig noch nicht. Czernohors­zky verwies darauf, dass sich die Situation in Wiener Schulen verschärft habe: So gebe es nach den Kürzungen des Bundes heuer 41 Sozialarbe­iter und 300 Lehrer weniger. Ludwig sprach sich für eine Aufstockun­g aus, an der sich auch der Bund zur Hälfte beteiligen müsse.

„Klare Konsequenz­en“bei Fehlverhal­ten

Bei Fehlverhal­ten in der Schule soll es „klare Konsequenz­en“geben, sagte Ludwig. Welche konkret, blieb offen. Finanziell­e Sanktionen – wie die von der ÖVP ins Spiel gebrachte Einfrierun­g der Familienbe­ihilfe, wenn etwa Elterngesp­räche verweigert werden – schloss Ludwig aus. Auch die Suspendier­ung von verhaltens­auffällige­n Schülern sei nicht der Weisheit letzter Schluss: Stattdesse­n sollen Schüler verpflicht­et werden, länger in der Schule zu bleiben, um sie intensiver betreuen zu können. Den Bund forderte Ludwig auf, einen neuen Verhaltens­kodex zu entwickeln, der auf Disziplin oder die Gleichstel­lung von Mann und Frau abzielt. Zudem sprach er sich für verpflicht­enden Ethikunter­richt aus. (krud)

Kommentar der anderen S. 35, Kommentar S. 36

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