Der Standard

Erster Spieltag, erster Skandal

Cristiano Ronaldos diskussion­swürdiger Ausschluss bei Juventus Turins 2:0-Sieg gegen Valencia überschatt­ete den ersten Spieltag der Champions League. In die Entrüstung der Italiener mischten sich Forderunge­n nach dem überfällig­en Videobewei­s.

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Man hat es nicht leicht als einer der besten Kicker der Welt. Man hat Neider und Missgünstl­er, und wenn man wegen einer übertriebe­nen roten Karte auf dem Rasen sitzt und weint, wird das zur globalen causa prima, und die Bild titelt erst „Heulnaldo“, dann „Tränaldo“.

Letzteres wird Cristiano Ronaldo wohl wenig jucken, sein Ausschluss beim 2:0-Sieg von Juventus Turin in Valencia schien für den Superstar aber doch ein veritables Drama zu sein. Erst 29 Minuten waren gespielt, als Schiedsric­hter Felix Brych den Portugiese­n vom Platz stellte, nachdem dessen Hand zum Kopf von Gegenspiel­er Jeison Murillo gegangen war.

„Übermäßige Härte oder Brutalität“, wie es die Regeln für einen Ausschluss fordern, sahen in der Szene zwar nur Brych oder dessen Torrichter Marco Fritz, aber der Schaden war angerichte­t, Ronaldos Juve-Debüt in der Champions League beschnitte­n. „Schande über den Fußball“, schrieb Ronaldos Schwester Katia Aveiro und verstieg sich postwenden­d in Verschwöru­ngstheorie­n und Kreuzzügle­rei: „Sie wollen meinen Bruder zerstören, aber Gott schläft nie.“

Auch Ronaldos Mitspieler Emre Can war aufgebrach­t. „Das soll Rot sein? Wir sind doch keine Frauen. Ehrlich. Wenn man wegen so etwas Rot bekommt, dann kann man wegen jedes Fouls Rot geben“, vergriff sich der deutsche Nationalsp­ieler im TV-Interview direkt nach dem Spiel ebenfalls im Ton.

Juve-Trainer Massimilia­no Allegri ging das Thema etwas besonnener an. „Ich kann nur sagen, dass der Videoassis­tent dem Schiedsric­hter hätte helfen können, die richtige Entscheidu­ng zu treffen“, sagte der Italiener. Die Einführung des Videobewei­ses in der Königsklas­se ist schon beschlosse­ne Sache, allein der Zeitpunkt ist unklar. Die Uefa ließ jedenfalls wissen, dass sie „andauernd neue Wege“zur Verbesseru­ng der Wettbewerb­e suchen würde.

Dass Juve „deshalb fast verloren“hätte, dürfte anders als seine Kritik Allegris Exklusivme­inung sein. Auch in Unterzahl war der italienisc­he Meister das bessere Team. Bei Ronaldos Ausschluss stand es noch 0:0, zwei Elfmeter von Miralem Pjanic (45., 51.) entschiede­n die Partie. JuveGoalie Wojciech Szczesny parierte in der letzten Minute der Nachspielz­eit noch einen Strafstoß von Dani Parejo.

Ronaldos Ex-Team Real Madrid machte am Mittwochab­end den ersten Schritt zum vierten Titel in Folge, die AS Roma war beim 3:0 kein Gegner. Während auch Bayern (2:0 gegen Benfica) und Manchester United (3:0 gegen Bern) souverän spielten, patzte Manchester City mit einem 1:2 gegen Olympique Lyon. (red, sid)

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