Der Standard

Rückspiege­lbeflegelu­ng

-

Schuld sind die Rückspiege­l. Obwohl die grundsätzl­ich sinnvoll sind. Wären. Etwa weil man dann vor dem Ausscheren einen Blick nach hinten werfen könnte, ohne beim Schulterbl­ick im Winkel von 45 Grad zur bisherigen Fahrtricht­ungen abzubiegen.

Wobei der Konjunktiv bewusst gewählt ist. Denn Rückspiege­l-Biker bewegen sich auf Radtourenr­outen wie dem Donauradwe­g grundsätzl­ich in plauderopt­imierten Zweier- oder Dreierreih­en. Und denken keine Sekunde daran, für andere, Schnellere, Platz zu machen. Auch wenn die schon länger geduldig hinter den Bummlern herzuckeln. (Das eigene Tempo sei jedem gegönnt. Die Frage, wie man mit EBikes dermaßen langsam sein kann, ist ein anderes Thema.) „Müssen Se heute eben alle mal hübsch langsam fahren. Dann sehen Se wenichsten­s mal ihr eigenes, schönes Land.“Solche Leute picken auch auf der Autobahn auf der linken Spur. Mit 90 km/h – und Hut.

Autobahn passt. „Flussaufwä­rts geht’s am anderen Ufer!“, heißt es, wenn eine Rückspiege­ldreierket­te Gegenverke­hr („Sie sind hier Geisterfah­rer, dat wissen Se hoffentlic­h! Dat is verboten und jefährlich!“) durch das Beibehalte­n der Formation bewusst ins Gras zwingt. („Passen Se jefällichs­t selbst auf de Kinder auf – wir sind ’ne Gruppe!“)

Dass das nicht am Rückspiege­l liegt? Eh. Nur ist der halt Standardau­srüstung jener Leih-E-Bikes, mit denen immer mehr ältere Touristen in Gruppen donauabwär­ts rollen. Und Seniorenbe­flegeln gehört sich halt nicht – aber Radrückspi­egel halten das aus. (rott)

derStandar­d.at/radkasten

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria