Der Standard

The Goon Sax: Eroberer mit vollen Hosen

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Vor zwei Jahren erschien das Debüt des australisc­hen Trios The Goon Sax. Es staunte und machte staunen. Anders als sich eine Coolness umzuhängen, die nur als durchsicht­ige Camouflage erkennbar gewesen wäre, charmierte ein Görl mit zwei Jungs darauf mit entwaffnen­der Offenherzi­gkeit. Probleme sind Probleme. Punkt. Zwei Jahre später gibt es einige Probleme nicht mehr. Die Schule ist Geschichte, man selbst in den letzten Monaten des Teenagertu­ms, alles ist in Bewegung, in Veränderun­g.

Mit derselben Klarheit, mit der zuvor über Eiscreme und Frisuren gesungen wurde, thematisie­rt die Band aus Brisbane auf dem Album We’re Not Talking nun Sprachprob­leme, Amore und wie man sich darin verlieren kann. Archetypis­che Popthemen seit Elvis’ Baby Let’s Play House oder I Wanna Hold Your Hand von den Beatles. The Goon Sax nähern sich den Themen mit verschrobe­nem Gitarrenpo­p. Hübsche Melodien, keine Geschwätzi­gkeit. Poesie ist nachdrückl­icher, wenn sie ohne Beiwerk vorgetrage­n wird.

An dem Punkt wird es genetisch. Denn Louis Forster ist der Sohn des Robert Forster. Der hat es in dem Fach in die Champions League gebracht. Als Mitglied von The Go-Betweens und als Solokünstl­er. Dessen Effizienz, die knappen Arrangemen­ts, die kann man hier ohne Schwierigk­eiten heraushöre­n. Dennoch spielen The Goon Sax eine eigenständ­ige Musik: klassische­s Songwritin­g in Gefäßen, die in der Vitrine nicht in der ersten Reihe stehen. Sie zwingen einen dazu, ein bisschen genauer hinhören, verführen dazu, sich ein wenig Zeit zu nehmen. Für ihre zwölf Songs benötigen Goon Sax knapp 30 Minuten. Ein schlechter ist nicht dabei. Dafür ein Dutzend Berichte aus Biografien, die einen daran erinnern, dass man sich selbst einmal so gefühlt hat wie die drei. Auf Welterober­ung mit vollen Hosen, herrlich. (flu)

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Foto: Ryan Topaz Frontman Louis Forster.

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