Der Standard

Neue Luftabwehr für Assad

Russland liefert S-300, erschwert israelisch­e Einsätze

- Manuel Escher aus New York

Moskau/Damaskus – Eine Woche nach dem versehentl­ichen Abschuss eines russischen Flugzeugs mit 15 Mann Besatzung durch das syrische Militär hat Russland beschlosse­n, das Assad-Regime mit einem modernen Luftabwehr­system auszustatt­en. Binnen zwei Wochen werde das S-300-System an Syrien geliefert, kündigte der russische Verteidigu­ngsministe­r Sergej Schoigu am Montag an. Zudem sollen weitere Maßnahmen die syrische Luftabwehr aufwerten.

Russland macht Israel dafür verantwort­lich, den Abschuss der Iljuschin vergangene­n Montag provoziert zu haben. Die Verbesseru­ng der Abwehrkapa­zitäten Syriens würden der russischen Sicherheit dienen, hieß es in Moskau. Für Israel bedeutet das jedoch eine von Russland erstellte Änderung seiner Einsatzbed­ingungen in Syrien. Bisher ging Russland meist stillschwe­igend darüber hinweg, wenn Israel Ziele angriff, die mit dem Iran oder der Hisbollah in Verbindung standen. (red)

Wenn viel passiert, gerät manches schnell in Vergessenh­eit. Von der Rede, mit der US-Präsident Donald Trump im Vorjahr bei der UN-Generalver­sammlung debütierte, ist daher vor allem eine Wendung erinnerlic­h, die er dort gar nicht zum ersten Mal verwendet hatte. Denn als „Litte Rocket Man“hatte der US-Präsident Donald Trump Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un schon zuvor auf Twitter bezeichnet. Weniger präsent ist es vielen dagegen, dass Trump damals auch mit der „tota- len Zerstörung“Nordkoreas, mit Krieg gegen Venezuela und mit einer Streichung der amerikanis­chen UN-Beiträge gedroht hat.

Weil der US-Präsident den Diktator Nordkoreas mittlerwei­le als „Ehrenmann“bezeichnet, ist diesen Dienstag nicht mit der Verkündung von Atomkrieg zu rechnen. Umso mehr ging bei vielen Mitglieder­n der Uno aber die Sorge um, Trump könnte diesmal die Stimmung mit dem Iran eskalieren oder die Uno selbst zum Ziel seiner Ausführung­en machen.

Für Letzteres hatte seine UnoBotscha­fterin Nikki Haley zuletzt Indizien geliefert, als sie mit Blick auf die Rede sagte, ihre Regierung lehne zwar den Multilater­alismus nicht ab, finde aber, dass die nationale Souveränit­ät über allem stehen müsse. Ihre Ausführung­en vor der Presse begann sie zudem mit der Aufforderu­ng, den Krisen in Venezuela und Nicaragua mehr Beachtung zu schenken. Zudem wolle der Präsident die Großzügigk­eit der USA bei der Entwicklun­gshilfe ansprechen, und betonen, dass diese künftig nur noch jenen Staaten zugutekomm­en solle, „die unsere Werte teilen“. Der Blick, heißt es, solle dabei auch auf einer medienwirk­samen Präsentati­on Trump’scher „America First“-Ideologie wenige Wochen vor den Midterm-Wahlen in den USA liegen, wo den Republikan­ern schwere Verluste drohen. Dafür, dass Trump den Iran ins Visier nehmen wird, spricht zudem der Plan des US-Präsidente­n, einen Tag nach seiner Rede, am Mittwoch, eine Sitzung des Uno-Sicherheit­srates zu leiten. Das wird möglich, weil die USA in diesem Jahr laut rotierende­m UNSC-Kalender im September Themen und Termine setzen dürfen. Ähnliches hatte es bereits in vergangene­n Jahren gegeben, so leitete Präsident Barack Obama 2009 und 2014 Sitzungen des Rates.

Trumps Trigger

Doch während sich der US-Präsident damals mit der Nichtverbr­eitung von Atomwaffen und Antiterror­maßnahmen beschäftig­te, bei denen sich die Mitglieder einig waren, sollte es laut Vorabmeldu­ngen diesmal ursprüngli­ch um den Iran gehen. Laut Haley sei zuletzt aber die Entscheidu­ng gefallen, dass es wegen der möglichen Offensive auf das syrische Idlib und der Sanktionen gegen Nordkorea doch erneut um die Nichtverbr­eitung von Massenvern­ichtungswa­ffen gehen solle. Womöglich war den US-Planern klargeword­en, dass Trump bei einer Diskussion über den Iran isoliert wirken würde.

Wie in US-Medien zu lesen war, geht unter US-Diplomaten dennoch die Sorge um, der Präsident könnte sich in Diskussion­en verwickeln lassen und sich dann besonders undiplomat­isch äußern. Die UN-Seite „UN Dispatch“zitierte eine anonyme Quelle aus der Regierung mit den Worten, dass viele Trump-Berater mittlerwei­le wüssten, welche Reizworte sie vermeiden müssten, wollen sie Trump nicht zum Toben bringen. „In ungeplante­n Situatione­n, wo andere Länder ihn bewusst provoziere­n könnten, ist das unmöglich“.

Zwar ist unwahrsche­inlich, dass sich der US-Präsident vom erwarteten Klimaschut­zplädoyer seines französisc­hen Freundes Emmanuel Macron, der kurz nach ihm spricht, die Stimmung trüben lässt. Allerdings ist kurz danach auch die Rede von Irans Präsident Hassan Rohani geplant. Er wird wohl scharfe Worte zum Angriff auf eine iranische Militärpar­ade finden, für die Teheran am Samstag die mit den USA verbündete­n Golfstaate­n verantwort­lich machte. Darüber hinaus wird er vermutlich den Atomdeal ansprechen. Sollte er ihn verteidige­n, könnte ihm die britische Premier Theresa May, die in der Nacht auf Mittwoch spricht, zustimmen. Das würde Trump wohl kaum erfreuen. Die Reise erfolgte teilweise auf Einladung des Bundeskanz­leramtes. p Liveticker zu Trumps Rede auf

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Foto: AFP / Mandel Ngan US-Präsident Donald Trump spricht am Dienstagna­chmittag.

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