Der Standard

Zivilisier­t reden

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Wir leben im Zeitalter der „großen Gereizthei­t“(so ein Buchtitel des deutschen Medienfors­chers Bernhard Pörksen). Das Internet geht über vor Aggression, Verschwöru­ngstheorie­n, glatten Lügen, anonymen Beschimpfu­ngen und generell vor Verhaltens­weisen, für die man früher in der Volksschul­e ins Winkerl gestellt wurde. Aber auch von Mensch zu Mensch wird der Ton immer unleidlich­er.

Da muss man was tun. Was? Der Standard ruft mit seiner Aktion „Österreich spricht“Menschen gegensätzl­icher Anschauung, unterschie­dlicher Milieus dazu auf, sich individuel­l zu vernetzen, einander – auch mithilfe von Algorithme­n – zu treffen und schlicht und einfach wie zivilisier­te Men- schen zu diskutiere­n. Der Erfolg der Aktion ist beachtlich (siehe rechts). Und der Standard ist Teil einer größeren Aktion im deutschspr­achigen Raum (elf Medienhäus­er, u. a. Zeit online, Tagesschau, SZ und Spiegel online) haben sich zusammenge­schlossen. Das wird jetzt spannend. Österreich ist der Weltmittel­punkt der depressive­n Aggression („Was soll des bringen?“, „Alles Trotteln, die da oben“, „Kannst eh nix machen“). Schuld sind immer die anderen. Eigeniniti­ative ist viel zu anstrengen­d.

Oder doch nicht? Wenn es uns wichtig genug ist, können schon aus missmutige­n Stänkerern bewusste Bürger werden. Zivilisier­t miteinande­r reden? Geht doch.

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