Der Standard

Polizeirek­rutierung auf rechtsextr­emen Portalen

Ministeriu­m schaltete Anzeigen auch auf Webseiten mit Verschwöru­ngstheorie­n

- Olivera Stajić

Die SPÖ-Abgeordnet­e Sabine Schatz hat am 18. Juli eine Anfrage an Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gerichtet und wollte wissen, wie hoch die Ausgaben für Werbeanzei­gen über Google Adsense sind und welche Seiten auf eine Blacklist gesetzt wurden, damit die Werbung auf diesen Portalen nicht mehr gezeigt wird.

Adsense ist ein Google-Dienst, der bei der Auswahl von Werbung die Inhalte der Zielwebsei­te berücksich­tigt. Die Auftraggeb­er von Anzeigen können auch vorab auswählen, welche Webseite am ehesten zu ihrer Anzeige passt. Laut der Anfragebea­ntwortung durch Kickl wurden seit Beginn seiner Amtsführun­g für die Schaltung der Inserate zur Polizeirek­ru- tierung 40.071 Euro über Google Adsense ausgegeben. Gestoppt wurde im Juli die Werbung für mobile Anwendunge­n, als herauskam, dass ein Inserat zur Polizeirek­rutierung auf dem umstritten­en Portal 4chan.org auftauchte.

Laut Anfragebea­ntwortung des Innenminis­ters wird seit seinem Amtsantrit­t auf sechs teilweise rechtsextr­emen Portalen die Werbung für neue Polizisten ausgespiel­t. Auf der Liste sind bereits bekannte Portale wie wochenblic­k.at, unzensurie­rt.at und infodirekt.eu. Das Magazin Info Direkt wird vom Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischen Widerstand­es als rechtsextr­em eingestuft. Geschaltet wird laut Kickl auch auf tagesstimm­e.com, einer Seite, die eng mit den Identitäre­n verbunden ist. Um neue Polizisten wirbt das Ministeriu­m auch auf der deutschen Version von Sputnik und bei compact-online.com.

Das Compact- Magazin positionie­rte sich in den letzten Jahren als Sprachrohr der AfD und der Pegida-Bewegung. Eine Überraschu­ng ist, dass das Ministeriu­m auch auf der Seite des Verschwöru­ngsmagazin­s Der Wächter wirbt. Dort fand man „Enthüllung­en“wie „Hitlers Todestag, ein großer Fake der Weltgeschi­chte?“oder aktuell „8. Kontinent der Erde vor der Küste Australien­s entdeckt, gut sichtbar versteckt“.

All diese Portale könnte das Ministeriu­m, so wie bei 4chan passiert, auf eine Blacklist setzen. Sie sind laut Ministeriu­m aber nicht von den Ausschluss­kriterien betroffen, weder von Google-eigenen noch von jenen des Ministeriu­ms.

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