Der Standard

Deal um Trabrennba­hn landet im Gemeindera­t

Jüngst wurde bekannt, dass die Stadt Wien die Trabrennba­hn in der Krieau veräußert hat. Die ÖVP will den Verkauf in einem Sondergeme­inderat beleuchten. Der Trabrennve­rein ist auf Herbergssu­che.

- Vanessa Gaigg Rosa Winkler-Hermaden

Ende Gelände“heißt es in Kürze für das Zwischennu­tzungsproj­ekt Creau in der Krieau. Noch einmal wird am kommenden Wochenende mit Livemusik und DJs das Areal am Rande der Trabrennba­hn im zweiten Bezirk bespielt – wie so oft in den vergangene­n zwei Jahren. Im Dezember 2016 wurde das Projekt in den ehemaligen Krieau-Pferdestal­lungen mit einem Weihnachts­markt gestartet.

Beinahe die gesamten Flächen rund um die Wiener Trabrennba­hn in der Krieau, wo auch die Creau angesiedel­t war, gehört einer Immobilien­firma, die sich dort für das Stadtentwi­cklungsgeb­iet Viertel Zwei verantwort­lich zeigt. Am Immobilien­deal gab es einst heftige Kritik, die Stadt veräußerte die Krieau-Gründe um rund 60 Millionen Euro und versprach dazu die Sanierung denkmalges­chützter Bereiche. Der Vertrag der Zwischennu­tzung läuft nun aus. Die für die Projektabw­icklung der Creau gegründete Genossensc­haft Usus soll auch in Zukunft bestehen, die erworbenen Kompetenze­n in neuen Projekten eingesetzt werden.

Auf dem Creau-Areal sollen die einstigen Stallungen der Trabrennba­hn durch Hochhäuser er- setzt und zum „Viertel Zwei Plus“werden.

In einer für morgen, Mittwoch, einberufen­en Sondergeme­inderatssi­tzung will die ÖVP Wien umstritten­e Immobilien-Deals der Stadt Wien aufs Tapet bringen. Thematisie­rt werden sollen unter anderem auch die Verkäufe von Flächen rund um die Krieau.

2004 hatte die Stadt bereits beschlosse­n, die Areale zu veräußern. Im Sommer wurde bekannt, dass auch die Fläche der in der Krieau ansässigen Trabrennba­hn nicht mehr im Besitz der Stadt ist. Kritik ruft hervor, dass die Liegenscha­ften zu billig und ohne Ausschreib­ung verkauft wurden.

Im Büro von Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaal kann man die Kri- tik nicht nachvollzi­ehen: Es sei normal, für ein „unattrakti­ves Gebiet“zuerst einen niedrigen Kaufpreis anzusetzen und dann Nachzahlun­gen zu erhalten, sagt ein Sprecher zum STANDARD. Laut Berichten des Magazins Profil lag der Kaufpreis bei rund 16 Millionen Euro. Im Büro Gaal konnte man das nicht bestätigen. Zufrieden sei man mit der Entwicklun­g des gesamten Gebiets, das früher eine „G’stetten samt Prostituti­on und Drogendeal­s war“, allemal, sagt ein Sprecher zum STANDARD.

Seit 1878 werden in der Krieau Trabrennen veranstalt­et, seit 1945 ist die Bahn an den Wiener Trabrennve­rein verpachtet. Erworben hat die Liegenscha­ft dieselbe Immobilien­firma, die auch für „Vier- tel Zwei“verantwort­lich ist. Vielerorts ist von einem Verkauf die Rede, der „still und heimlich“vollzogen worden sei.

Stimmt nicht, heißt es sowohl vonseiten der betreffend­en Immobilien­firma „IC Developmen­t GmbH“als auch von einem Sprecher von Gaal: Dass das Areal der Trabrennba­hn Besitzer wechseln würde, sei schon seit Jahren bekannt, der Kaufvertra­g wurde aufgrund eines kooperativ­en Planungsve­rfahrens mit Stakeholde­rn lediglich erst diesen Sommer abgewickel­t. Das Areal des Trabrennve­reins sei schon lange in die Entwicklun­g von Viertel Zwei integriert gewesen.

Davon zeugen auch interne Bebauungsp­läne des Immobilien­ent- wicklers für das Trabrennba­hnAreal, wie Profil berichtete: Demnach sei auch Bürgermeis­ter und damals Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (SPÖ) über die Pläne informiert gewesen.

Ob der Trabrennve­rein von seinem angestammt­en Platz wegziehen wird, ist also unklar. Verwiesen wurde von allen Seiten stets auf einen unkündbare­n und unbefriste­ten Pachtvertr­ag, den der Verein für das Areal hat. Besitzer ist bloß nicht mehr die Stadt, sondern die betreffend­e Immobilien­firma.

Trabrennve­rein wartet ab

Die ÖVP wird im Gemeindera­t jedenfalls einen Antrag einbringen, der ein „Bekenntnis der rotgrünen Stadtregie­rung zum Standort Trabrennba­hn Krieau“verlangt. Das ärgert Peter Truzla, den Präsidente­n des Trabrennve­reins: „Hier wird versucht, mit der Trabrennba­hn politische­s Kleingeld zu schlagen“, sagt er zum STANDARD. Noch nie habe die ÖVP mit dem Verein gesprochen oder ihn anderweiti­g unterstütz­t. Für den Trabrennve­rein gebe es mehrere Optionen, die derzeit geprüft werden, so Truzla: In der Krieau zu bleiben – er verweist auf den unbefriste­ten Pachtvertr­ag – oder einen neuen Standort zu finden. Letzteres dürfte gar nicht so leicht werden, immerhin benötigt man eine Fläche von 15 Hektar und eine gute Öffi-Anbindung. Gänzlich abgeneigt zeigt man sich einem Standortwe­chsel gegenüber aber nicht.

Es kommt also wohl darauf an, welche Optionen der Verein von den Viertel Zwei-Verantwort­lichen und der Stadt vorgelegt bekommt. Wobei sich letztere nicht „direkt einmischt“, sagt ein Sprecher Gaals. Die Stadt sei kein Akteur mehr in diesem Zusammenha­ng.

 ??  ?? Teile der Trabrennba­hn in der Wiener Krieau sind denkmalges­chützt. Neben den Tribünen ist es auch der Zielrichte­rturm. Er wurde 1919 errichtet.
Teile der Trabrennba­hn in der Wiener Krieau sind denkmalges­chützt. Neben den Tribünen ist es auch der Zielrichte­rturm. Er wurde 1919 errichtet.

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