Der Standard

Arbeiterka­mmer fordert deutliche Anhebung der Mindestgeh­älter

Laut einer AK-Umfrage kommt rund die Hälfte der Beschäftig­ten kaum mit dem Einkommen aus

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Wien – Das Einkommen ist nicht alles im Leben. Aber genug zu verdienen ist eine Voraussetz­ung dafür, dass man sich neben der Arbeit erfüllende­n Tätigkeite­n widmen kann. Zumindest kommt die oberösterr­eichische Arbeiterka­mmer (AK) zu diesem Schluss. Die von den Sozialfors­chungsinst­ituten Sora und Ifes durchgefüh­rte Erhebung des Arbeitskli­maindex zeigt: Wer nach eigenen Angaben mit dem eigenen Einkommen nur knapp oder gar nicht über die Runden kommt, ist deut- lich häufiger unzufriede­n mit dem eigenen Leben. 4000 Arbeitnehm­er befragten Sora und Ifes heuer zu ihrer Arbeitssit­uation.

Dabei gaben 46 Prozent der Befragten an, dass ihr Lohn kaum oder gar nicht für das Leben ausreichen würde. Sieben Prozent kommen demnach gar nicht mit ihrem Lohn aus. Besonders häufig sind prekäre Anstellung­sverhältni­sse in der Gastronomi­e, bei Reinigungs­kräften, Kassierkrä­ften im Handel und bei Friseuren und Kosmetikfa­chkräften. In diesen Branchen klagen jeweils über 70 Prozent der Befragten über zu niedrige Einkommen.

Frauen und Junge betroffen

Betroffen sind überdurchs­chnittlich oft Frauen, Junge und Menschen mit Migrations­hintergrun­d – weil sie besonders häufig in diesen Branchen angestellt sind. Frauen sind zudem häufig teilzeitbe­schäftigt oder Alleinerzi­eherinnen. Die AK fordert deshalb eine deutliche Anhebung der Mindestgeh­älter in den Niedrig- lohnbranch­en. Johann Kalliauer, Präsident der oberösterr­eichischen AK, spricht etwa von 1700 Euro brutto für Vollzeit als Minimum, das möglichst schnell erreicht werden müsse. Dass dank Steuerrefo­rm, Mindestloh­n und guter Gehaltsabs­chlüsse in den letzten Jahren mehr Menschen von ihrem Einkommen leben können, darf laut Kalliauer nicht von notwendige­n Reformen ablenken: „Dennoch sinken sowohl die Lohnquote als auch die mittleren Realeinkom­men.“

Menschen mit Migrations­hintergrun­d sind mit ihrer Arbeitssit­uation im Schnitt unzufriede­ner als Österreich­er ohne Migrations­hintergrun­d. Und das, obwohl die Bildungsve­rteilung in beiden Gruppen sehr ähnlich ist – mit der Ausnahme, dass deutlich weniger Migranten eine Lehre absolviert haben. Ifes-Forscher Georg Michenthal­er führt das unter anderem darauf zurück, dass Migranten häufiger in Jobs arbeiten, für die sie eigentlich überqualif­iziert sind. (red)

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