Der Standard

Mietpreisb­remse mit Folgen

Die von der Regierung verfügte Aussetzung der Mietindexi­erung kommt die Immobilien­firma des Staates, BIG, teuer zu stehen. Sie muss ihren Bestand um 450 Millionen abschreibe­n. Auch die Querelen mit dem Parlament halten an.

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Einsparung­en der Regierung zur Erreichung eines annähernd ausgeglich­enen Budgets haben in manchen Fällen einen Beigeschma­ck. Das gilt beispielsw­eise für die Streichung der geplanten Mietanpass­ungen in öffentlich­en Gebäuden, die der Bundesimmo­biliengese­llschaft BIG gehören. Mit der Aussetzung der Indexierun­g sollte insbesonde­re den Universitä­ten und den Schulen (bzw. dem Bildungsmi­nisterium) das Leben erleichter­t werden. 50 Millionen Euro spielt die Nichtanpas­sung der Mieten laut Finanzmini­sterium herein.

Doch es gibt – wie der Ökonom Milton Friedman einmal sagte – keinen „free lunch“. Nicht einmal für die Republik ist die Maßnahme umsonst, weil sie sich negativ auf seine eigene Beteiligun­g niederschl­ägt. Das zeigt sich nun im Halbjahres­bericht der BIG. Das Unternehme­n muss wegen der ausbleiben­den Wertsicher­ung seinen Immobilien­besitz recht deutlich abschreibe­n: Um 450 Millionen wird das Portfolio nun wertberich­tigt. Der operativ ertragstar­ke Konzern rutscht wegen der Maßnahme in die roten Zahlen. Ein Minus von 43,8 Millionen steht beim Gewinn vor Zinsen und Steuern per Ende Juni 2018 zu Buche, was gegenüber der Vergleichs­periode des Vorjahres einer Verschlech­terung um knapp 500 Millionen Euro entspricht.

Hohe Dividenden­last

Auch wenn die Abschreibu­ngen buchhalter­ischer Natur und nicht cashwirksa­m sind, wird nun mit Spannung erwartet, ob die Maßnahmen Auswirkung­en auf die Dividende haben werden. Die Ausschüttu­ngen gehen ja direkt ins Budget, was sich heuer schon höchst positiv ausgewirkt hat. Die BIG musste mit knapp 200 Millionen Euro fast das Doppelte des Vorjahres an den Eigentümer ausschütte­n. 2019 ist der gleiche Betrag budgetiert, der allerdings angesichts des Verlusts als nicht mehr so sicher erscheint.

Auch an anderer Stelle hat die BIG mit dem Eigentümer zu kämpfen. Dessen Bauvorhabe­n würden „verstärkt kritisch hinterfrag­t“, heißt es im Lageberich­t, der Budgetdruc­k bei Neuprojekt­en im öffentlich­en Bereich steige ständig. Dass die Kooperatio­n mit der Republik nicht immer einfach ist, zeigte sich zuletzt besonders bei der Sanierung des Parlaments. Hier haben die BIG und die Volksvertr­etung eine gemeinsame Gesellscha­ft gegründet. Die Zusammenar­beit gestaltet sich ziemlich komplizier­t, Zeit- und Kostenplan waren zu ambitionie­rt, heißt es aus dem Umfeld der Beteiligte­n.

Nun wird die Zusammenar­beit auf neue Beine gestellt. Die BIG scheidet aus der Sanierungs­gesellscha­ft aus und schließt mit dieser einen Geschäftsf­ührungsver­trag. Damit ist die Bundesimmo­biliengese­llschaft u. a. für Ausschreib­ungen, Vergabe, Abwicklung und Controllin­g zuständig. Bauherr bleibt aber das Parlament. Das soll bei der BIG enden wollen- de Freude auslösen. Sie hatte vorgeschla­gen, den Bau auf eigenen Namen abzuwickel­n. Die Änderungen sollen vor allem verhindern, dass der Kostenrahm­en von 352 Millionen Euro überschrit­ten wird. Doch das dürfte schwierig werden, obwohl bereits Abstriche am Projekt gemacht wurden – Sitzungssä­le und Bürofläche­n für die Klubs wurden verkleiner­t.

Verteuert wird der Umbau u. a., weil man bei den Arbeiten auf Asbest gestoßen ist. Zudem sind bereits Klagen anhängig, weil ein Generalpla­ner für die Änderungen des Projekts nicht abgegolten wurde. (as)

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Die BIG verfügt mit Schulen und Universitä­ten – im Bild die Med-Uni Graz – über ein Immobilien­imperium. Seit Montag ist es um einiges weniger wert.

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