Apples teures Technik-Kleinod
Zumindest 1149 Euro muss man ausgeben, wenn man ein iPhone XS haben will. Mit den neuen Luxuspreisen ist man auch für andere Hersteller ein Vorbild. Deren Geräte zeigen jedoch einen viel stärkeren Preisverfall.
Mit einer Verkaufsempfehlung von 999 Euro kratzt auch Samsungs Note 9 an der Vierstelligkeit. Das größere Modell mit 512 GB Speicher liegt mit 1249 Euro bereits deutlich darüber. Andere Hersteller sind dem Beispiel, das Apple im vergangenen Jahr mit dem iPhone X gesetzt hat, ebenfalls gefolgt. Die Zeit der Highend-Smartphones um 500 Euro scheint damit weitgehend vorbei zu sein.
Allerdings gestaltet sich der Wiederverkauf älterer Geräte für die Besitzer von iPhones deutlich attraktiver. Apple ist Alleinanbieter für Handys, Tablets und Computer in seinem Ökosystem. Wer bei iOS und macOS verweilen will, kann nicht einfach den Anbieter wechseln. Wem die aktuelle Generation an Geräten zu teuer ist, kann zu älteren Modellen greifen. Auch deren Preise hält der Hersteller relativ hoch, was sich auch auf die Angebote von Drittanbietern und den SecondhandMarkt auswirkt. Vergleicht man etwa die Preisentwicklung der Apple-Handys mit der AndroidKonkurrenz, so zeigt sich eine deutlich höhere Wertstabilität.
Zum Vergleich: Das vor einem Jahr vorgestellte iPhone 8 kostete zum Start 799 Euro. Apple selbst bietet es nun um 679 Euro an, österreichische Dritthändler ab 660 Euro – ein Verfall von 140 Euro. Das Note 9 ist bei manchen Anbietern schon jetzt um 880 Euro zu bekommen, hat also in nur einem Monat bereits ähnlich viel eingebüßt. Sein Vorgänger, das Note 8, startete ebenfalls um 999 Euro und kann mittlerweile ab 580 Euro erworben werden.
Überzeugendes Edelhandy
Doch was bekommt man bei Apple um den stolzen Preis? Im Test des STANDARD präsentiert sich das iPhone XS in gewohnt guter Verarbeitung. Verpackt ist die Technik in ein Gehäuse aus Metall und Glas. Das „Premium-Design“erfreut zwar das Auge, eine Konsequenz der Materialwahl ist jedoch auch, dass die Rückseite sich als wahrer Fingerabdruckmagnet entpuppt. Das Kameramodul steht leicht hervor, weswegen das Gerät nicht eben aufliegt. Dem lässt sich mit der Verwendung einer Hülle entgegenwirken, womit allerdings der ästhetische Reiz des Handys deutlich geschmälert wird.
Das OLED-Display des Mobiltelefons überzeugt auf ganzer Linie, wenngleich es knapp nicht an die Samsung-Konkurrenz herankommt. Es liefert gute, realistische Farbwiedergabe und hohe Helligkeit. Zudem unterstützt es HDR10, worüber sich etwa Netflix-Fans freuen dürfen.
Flotter Chip, starke Kamera
Der neue Prozessor, der „A12 Bionic“, gehört in Sachen Leistung zu den besten seiner Klasse. Gute Ergebnisse in synthetischen Tests schlagen sich in der Praxis ebenfalls nieder. Das iPhone XS ist pfeilschnell. Apps starten flott, und auch mit aufwendigen Games ist das Gerät nicht überfordert.
Gute Resultate liefert auch die Dualkamera, die von künstlicher Intelligenz bei der Szenenerkennung unterstützt wird. Sie reagiert flott. Fotos fallen detailreich und hell aus, manchmal geraten die Farben jedoch zu intensiv. Die Motiverkennung klappt auch im Porträtmodus ordentlich, Probleme gibt es hier – wie bei den meisten Smartphone-Kameras – jedoch bei feinen Strukturen wie Tierfell. Nachtbilder sind ansehnlich, hier haben aber Googles Pixel 2 und das Huawei P20 Pro die Nase vorn.
Der Akku des iPhone XS schlägt sich wacker. Auch bei intensiver Verwendung schafft man es durch den Tag. Ärgerlich ist allerdings, dass das beigelegte Ladegerät nicht schnellladefähig ist. Zudem legt Apple auch keinen Adapter mehr von Audioklinke auf den Lightning-Port für Besitzer traditioneller Kopfhörer mehr bei.
Wer bereits ein iPhone X besitzt, hat allerdings wenig Grund zum Umstieg, denn die Verbesserungen halten sich in überschaubaren Grenzen. Wer von einem älteren Apple-Handy umsteigt, kann vor einem Kauf auch noch auf das iPhone XR warten. Dieses erscheint im Oktober und verspricht sehr ähnliche Hardware für deutlich weniger Geld. Das Testgerät wurde von A1 zur Verfügung gestellt.