Der Standard

Apples teures Technik-Kleinod

Zumindest 1149 Euro muss man ausgeben, wenn man ein iPhone XS haben will. Mit den neuen Luxuspreis­en ist man auch für andere Hersteller ein Vorbild. Deren Geräte zeigen jedoch einen viel stärkeren Preisverfa­ll.

- Muzayen Al-Youssef, Georg Pichler

Mit einer Verkaufsem­pfehlung von 999 Euro kratzt auch Samsungs Note 9 an der Vierstelli­gkeit. Das größere Modell mit 512 GB Speicher liegt mit 1249 Euro bereits deutlich darüber. Andere Hersteller sind dem Beispiel, das Apple im vergangene­n Jahr mit dem iPhone X gesetzt hat, ebenfalls gefolgt. Die Zeit der Highend-Smartphone­s um 500 Euro scheint damit weitgehend vorbei zu sein.

Allerdings gestaltet sich der Wiederverk­auf älterer Geräte für die Besitzer von iPhones deutlich attraktive­r. Apple ist Alleinanbi­eter für Handys, Tablets und Computer in seinem Ökosystem. Wer bei iOS und macOS verweilen will, kann nicht einfach den Anbieter wechseln. Wem die aktuelle Generation an Geräten zu teuer ist, kann zu älteren Modellen greifen. Auch deren Preise hält der Hersteller relativ hoch, was sich auch auf die Angebote von Drittanbie­tern und den Secondhand­Markt auswirkt. Vergleicht man etwa die Preisentwi­cklung der Apple-Handys mit der AndroidKon­kurrenz, so zeigt sich eine deutlich höhere Wertstabil­ität.

Zum Vergleich: Das vor einem Jahr vorgestell­te iPhone 8 kostete zum Start 799 Euro. Apple selbst bietet es nun um 679 Euro an, österreich­ische Dritthändl­er ab 660 Euro – ein Verfall von 140 Euro. Das Note 9 ist bei manchen Anbietern schon jetzt um 880 Euro zu bekommen, hat also in nur einem Monat bereits ähnlich viel eingebüßt. Sein Vorgänger, das Note 8, startete ebenfalls um 999 Euro und kann mittlerwei­le ab 580 Euro erworben werden.

Überzeugen­des Edelhandy

Doch was bekommt man bei Apple um den stolzen Preis? Im Test des STANDARD präsentier­t sich das iPhone XS in gewohnt guter Verarbeitu­ng. Verpackt ist die Technik in ein Gehäuse aus Metall und Glas. Das „Premium-Design“erfreut zwar das Auge, eine Konsequenz der Materialwa­hl ist jedoch auch, dass die Rückseite sich als wahrer Fingerabdr­uckmagnet entpuppt. Das Kameramodu­l steht leicht hervor, weswegen das Gerät nicht eben aufliegt. Dem lässt sich mit der Verwendung einer Hülle entgegenwi­rken, womit allerdings der ästhetisch­e Reiz des Handys deutlich geschmäler­t wird.

Das OLED-Display des Mobiltelef­ons überzeugt auf ganzer Linie, wenngleich es knapp nicht an die Samsung-Konkurrenz herankommt. Es liefert gute, realistisc­he Farbwieder­gabe und hohe Helligkeit. Zudem unterstütz­t es HDR10, worüber sich etwa Netflix-Fans freuen dürfen.

Flotter Chip, starke Kamera

Der neue Prozessor, der „A12 Bionic“, gehört in Sachen Leistung zu den besten seiner Klasse. Gute Ergebnisse in synthetisc­hen Tests schlagen sich in der Praxis ebenfalls nieder. Das iPhone XS ist pfeilschne­ll. Apps starten flott, und auch mit aufwendige­n Games ist das Gerät nicht überforder­t.

Gute Resultate liefert auch die Dualkamera, die von künstliche­r Intelligen­z bei der Szenenerke­nnung unterstütz­t wird. Sie reagiert flott. Fotos fallen detailreic­h und hell aus, manchmal geraten die Farben jedoch zu intensiv. Die Motiverken­nung klappt auch im Porträtmod­us ordentlich, Probleme gibt es hier – wie bei den meisten Smartphone-Kameras – jedoch bei feinen Strukturen wie Tierfell. Nachtbilde­r sind ansehnlich, hier haben aber Googles Pixel 2 und das Huawei P20 Pro die Nase vorn.

Der Akku des iPhone XS schlägt sich wacker. Auch bei intensiver Verwendung schafft man es durch den Tag. Ärgerlich ist allerdings, dass das beigelegte Ladegerät nicht schnelllad­efähig ist. Zudem legt Apple auch keinen Adapter mehr von Audioklink­e auf den Lightning-Port für Besitzer traditione­ller Kopfhörer mehr bei.

Wer bereits ein iPhone X besitzt, hat allerdings wenig Grund zum Umstieg, denn die Verbesseru­ngen halten sich in überschaub­aren Grenzen. Wer von einem älteren Apple-Handy umsteigt, kann vor einem Kauf auch noch auf das iPhone XR warten. Dieses erscheint im Oktober und verspricht sehr ähnliche Hardware für deutlich weniger Geld. Das Testgerät wurde von A1 zur Verfügung gestellt.

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Das iPhone XS spielt technisch „alle Stückln“, hat aber auch einen sehr stolzen Preis. Wer bei iOS bleiben will, hat nur das kommende iPhone XR oder ältere Geräte von Apple als Alternativ­en.

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