Wettrüsten für den Krieg im Netz
Die USA, England und Deutschland stärken ihre Cybertruppen
Washington – Immer mehr Staaten rüsten sich für den Krieg im Netz. Die US-Regierung brachte eine neue Nationale-Cyber-Strategie auf den Weg, die einen größeren Fokus auf eigene Offensiven gegen Angreifer von außen legt. Der Nationale Sicherheitsberater John Bolton erklärte dazu, die USA würden künftig nicht mehr überwiegend defensiv auf Cyberattacken reagieren, sondern aggressiver auftreten und auch Vergeltungsschläge starten.
Bolton sagte, Beschränkungen der Vorgängerregierung unter Präsident Barack Obama mit Blick auf Cyber-Offensiven würden gelockert. „Unsere Hände sind nun nicht mehr so gebunden wie unter der Obama-Regierung.“Der Berater mahnte aber, die Gefahren seien groß. „Wir Amerikaner und unsere Verbündeten werden jeden Tag angegriffen im Cyberspace.“Angreifer versuchten, mithilfe von Cyberwerkzeugen Daten und Know-how zu stehlen, die Infrastruktur zu beschädigen und die Demokratie zu unterlaufen. Diese Angreifer sollten wissen, dass Amerika nicht nur defensiv, sondern auch offensiv darauf reagiere, betonte er.
Bedrohung durch Russland
Auch die britische Regierung will eine neue Cybertruppe gegen feindliche Staaten sowie Terroristen und kriminelle Gruppen einsetzen. Die Einheit soll dem Verteidigungsministerium und dem Nachrichtendienst unterstehen und mindestens 250 Millionen Pfund (280 Millionen Euro) kosten. Dafür würden rund 2000 Experten aus dem militärischen Bereich, Sicherheitsdiensten und der Industrie rekrutiert. Begründet wird die Schaffung der neuen Cybertruppe mit einer wachsenden Bedrohung durch Russland. Zudem habe Großbritannien in der Vergangenheit erfolgreiche Cyberangriffe gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) eführt. Experten hätten zum Beispiel Schadsoftware eingesetzt, um den Terroristen Zugang zu Daten zu versperren. Auch Geldtransfers seien behindert worden.
In Deutschland arbeitet die Regierung derzeit intensiv daran, den rechtlichen Rahmen für Cyber-Gegenschläge zu zimmern. Es geht dabei darum, mögliche Attacken auf kritische Infrastrukturen wie das Energienetz oder die Wasserversorgung zu verhindern. In Österreich werden derartige Gegenschläge vom Bundesheer geübt.
Die Kriegsführung im digitalen Raum ist allerdings deutlich unübersichtlicher als bisherige Formen der kriegerischen Auseinandersetzung. Es bleibt oft unklar, wer tatsächlich der Urheber und wer das eigentliche Ziel eines Cyberangriffs ist. (sum)