Der Standard

Die Lage ist schlecht, die Stimmung gut

Zur Verfassthe­it der Nation: Das neue Programm der Gebrüder Moped im Rabenhof

- Lili Hering

Wien – Die Erde dreht sich einmal am Tag um Österreich, die Mitte der Welt. Mit dieser Prämisse starten die Gebrüder Moped eine Versuchsan­ordnung über ihr Heimatland. Diese ist eben als Buch erschienen, unter dem Titel Heute gehört uns Österreich und morgen die ganze Scheibe (Milena-Verlag).

Im Wiener Rabenhof gibt es die Kabarettve­rsion: Hier wird Gott gespielt und die Schöpfung inszeniert: Jedes Bundesland erhält sein Schlagwort (Burgenland = Kreisverke­hr, Niederöste­rreich = Kellergewö­lbe), bis Gott, nachdem er den Österreich­er und, eher aus Versehen, die Österreich­erin erschaffen hat, irrtümlich den Ausländer in die Welt setzt. Er wird in Kilo und Deka zu den Inländern aufgerechn­et.

Der Österreich­er aber, dessen Interessen zwischen Vorglühen und Komasaufen verortet werden, erstrahlt bei den Gebrüdern Moped in kultiviert­er Negativitä­t: Die glücklichs­ten Wiener sind jene, die am Zentralfri­edhof begraben liegen. Fantasiezi­tate von Sargnagel und Co zementiere­n die Wichtigkei­t Österreich­s ein, beliebte Figuren aus dem Land der Berge tummeln sich im Kabarett: ein Kanzler, dessen Maturareis­e nicht allzu weit zurücklieg­t, ein Ex-Grüner, der in einem Jahr gleich zwei Parteien zerstört, alte weiße Männer und diverse Popograpsc­her.

Fazit: Die Lage der Nation ist ernst, die Gebrüder Moped sind sich einig – und Österreich applaudier­t.

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