Der Standard

Kickls Frontalang­riff

- Michael Möseneder

Das Verhältnis zwischen seriösen Medien und der FPÖ ist, vorsichtig ausgedrück­t, ein gespanntes. Weniger vorsichtig ausgedrück­t: Die Blauen sehen in Journalist­innen und Journalist­en, die kritisch berichten, primär Feinde, die mit Ausdrücken wie „linkslinke Auftragssc­hreiber“der „Systemmedi­en“denunziert werden. Gut, fällt noch unter Meinungsfr­eiheit. So weit, so schlecht. Doch was sich nun im Innenminis­terium unter Herbert Kickl abspielt, ist ein Frontalang­riff auf die Medienfrei­heit.

In einer Mail an die Polizei wird den Beamten „vorgeschla­gen“, die Kommunikat­ion mit „kritischen Medien“– Der Standard, Kurier und Falter werden namentlich genannt – „auf das nötigste Maß zu beschränke­n“. Das Schreiben ist wohlgemerk­t keine Weisung, sondern eine „Anregung“. Dass die Empfänger wissen, wie die zu verstehen ist, zeigt sich bei der Umsetzung eines anderen ministerie­llen Wunsches: Nationalit­ät und teilweise Aufenthalt­sstatus von Verdächtig­en werden seit rund einer Woche in den Presseauss­endungen der Polizei angeführt.

Da nicht jede Anzeige von der Exekutive auch öffentlich kommunizie­rt wird, liegt der nächste Schritt nahe: Man wird viel über kriminelle Fremde, im Speziellen Asylwerber, lesen. Was der FPÖ wohl nützt, schürt es doch Vorurteile. Denn: Im Vorjahr waren 72 Prozent aller Verurteilt­en Österreich­er oder EU-Ausländer, sagt die Statistik Austria. Aber vielleicht ist die auch ein „kritisches Medium“.

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