Der Standard

Späte Hilfe bei Heeresunfa­ll

Zwei junge Frauen verunglück­ten beim „Girls Camp“des Bundesheer­s. Die Lage wurde zunächst offenbar falsch eingeschät­zt. Das Bundesheer will „nicht spekuliere­n“und wartet auf den Prüfberich­t.

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Zwei Frauen verunglück­ten beim „Girls Camp“des Bundesheer­s. Die Lage wurde zunächst offenbar falsch eingeschät­zt, zeigen Fotos.

Ein Schnupperw­ochenende beim Bundesheer nahm für zwei Teilnehmer­innen Anfang September ein tragisches Ende. Im Rahmen des „Girls Camp“wurde am 1. September eine Bootsfahrt auf der Donau bei Hainburg unternomme­n. Ein Pionierboo­t des Heeres mit 13 Insassen kenterte jedoch – offenbar nachdem es auf eine Welle gefahren war, die daraufhin hineingesc­hwappt sei. Insassen waren danach unter das gekenterte Arbeitsund Transportb­oot geraten.

Noch immer ist der Gesundheit­szustand von zwei verunglück­ten jungen Frauen, die 40 Minuten lang unter Wasser waren, kritisch. Auf Wunsch der Familie werden keine Details preisgegeb­en. Bezüglich des Unfallherg­angs und vor allem der Rettungsak­tion sind drei Wochen nach dem Unfall weiterhin Fragen zu klären – etwa warum die Frauen so lange unter Wasser waren. Wie der ORF Niederöste­rreich am Mittwoch berichtete, gibt es Hinweise, dass das Bundesheer die Lage zunächst falsch eingeschät­zt haben könnte.

Fraglich ist zunächst, wie es zu dem hohen Wellengang auf der Donau kam. Ein Güterschif­f oder Schubschif­f, das einen hohen Wellengang verursacht haben könnte, war zu diesem Zeitpunkt nicht unterwegs. Ermittelt wird deshalb, ob die Wellen durch die Fahrweise der Bundesheer­boote verursacht wurden.

Insgesamt waren vier Heeresboot­e auf der Donau unterwegs. Weil zur selben Zeit eine Katastroph­enübung der Feuerwehr stattgefun­den habe, seien Helfer rasch zur Stelle gewesen.

Wie Recherchen des ORF zeigen, konnte das verunglück­te Bundesheer­boot spätestens um 10.03 Uhr, also 14 Minuten nach dem Unfall, an eine Sandbank am linken Ufer der Donau gebracht werden. Die Sandbank ist mehr als einen Kilometer von der Unfallstel­le entfernt. Um 10.04 Uhr setzte ein Feuerwehrm­ann aus dem Bezirk Neunkirche­n, der an der Übung teilgenomm­en hatte, schließlic­h einen Notruf ab.

Um 10.07 Uhr erreichte die Schifffahr­tsaufsicht, die gemein- sam mit der Feuerwehr geübt hatte, die Sandbank. 18 Minuten nach dem Unfall war noch immer unklar, ob jemand vermisst wird. Das bestätigte­n mehrere Einsatzkrä­fte. Außerdem liegt ein Foto von 10.11 Uhr vor, auf dem zu sehen ist, dass nicht alle Soldaten an einer aktiven Suche beteiligt waren.

Frauen nicht vermisst

Auch ein anderes Foto, das um 10.17 Uhr in der Nähe der Sandbank aufgenomme­n wurde, zeigt, dass die beiden Frauen offenbar nicht vermisst wurden. Stattdesse­n wurde das gekenterte Boot für die Bergung vorbereite­t. Gegen 10.28 Uhr wurde das Boot schließlic­h angehoben und die erste Frau ans Ufer gebracht. Dort wurde sie 39 Minuten nach dem Unfall reanimiert. Sechs Minuten später konnte die zweite Teilnehmer­in geborgen werden.

Auf die neuen Vorwürfe angesproch­en, hieß es seitens des Bundesheer­s, dass „noch auf der Donau eine Standeskon­trolle durchgefüh­rt worden ist“. Bundesheer­intern wurde eine Untersuchu­ngskommiss­ion eingericht­et.

Der Abschlussb­ericht soll Anfang Oktober veröffentl­icht werden. Bis dahin wolle man nicht spekuliere­n“, hieß es am Donnerstag auf APA-Anfrage. (red)

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Nach dem Unglück auf der Donau wird spekuliert, dass die Frauen gar nicht vermisst wurden.

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