Der Standard

Österreich trödelt bei EU-Richter

Stelle am Europäisch­en Gerichtsho­f noch nicht neu besetzt

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Wien – Die feierliche Sitzung des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) am 8. Oktober, bei der die neuen EuGH-Richter begrüßt werden, wird ohne neuen Juristen aus Österreich stattfinde­n. Das Kanzleramt hat die Position am 4. September neu ausgeschri­eben, und die Bewerbungs­frist läuft noch bis 2. Oktober. Möglicherw­eise wird der oder die Neue erst zu Jahresende oder Anfang 2019 in Luxemburg beginnen: Selbst wenn Ministerra­t und Hauptaussc­huss des Nationalra­ts einen Kandidaten ernannt haben, muss der (gemäß Artikel 255 des Vertrags über die Arbeitswei­se der EU) auf EU-Ebene durch den sogenannte­n 255erAussc­huss – und der legt strenge Maßstäbe an. Danach müssen noch alle Mitgliedss­taaten den Richter einstimmig bestellen.

Der Kandidat muss etwa 20 Jahre einschlägi­ge Berufserfa­hrung und Publikatio­nen in englischer Sprache vorweisen können. An diesen Vorgaben soll die erste Kandidatin der österreich­ischen Regierung gescheiter­t sein: Die 49-jährige Linzer Uniprofess­orin Katharina Pabel zog ihre Bewerbung nach dem Hearing zurück.

In der ersten Runde hatten sich u. a. Christine Stix-Hackel, Ex-Generalanw­ältin des EuGH, der Chef des Verfassung­sdiensts, Gerhard Hesse, und der Vizechef der Vertretung der EU-Kommission in Wien, Wolfgang Bogensperg­er, beworben. Die derzeitige EuGHRichte­rin, Maria Berger, bewirbt sich nicht mehr. Die besten Karten für die jetzige Runde soll der Arbeitsrec­htler Franz Marhold haben. Er leitet das Institut für österreich­isches und europäisch­es Arbeits- und Sozialrech­t an der WU.

Fix ist nur, dass die Sache noch dauern wird: Der 255er-Ausschuss prüft erst im November und Mitte Dezember wieder. (gra)

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